Tyrannei und Freiheitsdrang

22.10.2022 – 22.1.2023 | Kunsthaus Bregenz

Die 1946 in Kairo geborene ägyptisch-kanadische Künstlerin Anna Boghiguian untersucht die Auswirkungen von historischen, ökonomischen und politischen Ereignissen. Sie beschäftigt sich mit den großen Verbindungslinien der Welt. Wiederkehrende Themen sind Tyrannei und Freiheitsdrang. Gleich im offenen Foyer gibt sie die Lesart vor. Der aufgespannte farbige Siebdruck zeigt eine Gruppe von Menschen, die auf einer Kundgebung marschieren. Für die Ausstellung beschäftigte sich Boghiguian mit den revolutionären Umwälzungen in Frankreich und den Vereinigten Staaten des 18. Jahrhunderts, mit der Geschichte der Sowjetunion, Nazideutschlands, Österreichs und Ägyptens. Während eines Arbeitsaufenthalts in Bregenz widmete sich Boghiguian der historischen Recherche. Resultat ist die Arbeit „The Chess Game“ mit lebensgroßen Figuren.

Ganz vorne steht die aus Österreich stammende französische Königin Marie Antoinette. Weitere Figuren zeigen den Künstler Egon Schiele, den Thronfolger Franz Ferdinand, den Begründer des Zionismus Theodor Herzl und Aribert Heim, der für Boghiguian von zentraler Bedeutung ist. Heim war Lagerarzt im KZ Mauthausen und unter den Häftlingen als „Dr. Tod“ bekannt. Nach dem Krieg floh Heim nach Ägypten, wo er bis zu seinem Tod unbehelligt in einem Hotel in Kairo lebte. Heim erscheint auch auf den über hundert ausgestellten Zeichnungen. Daneben finden sich Darstellungen einer Guillotine, Szenen aus der Haitianischen Revolution oder die Rückenansicht der Freiheitsstatue.

Anna Boghiguian. Period of Change | Time of Change
22.10.2022 – 22.1.2023
Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz
A-6900 Bregenz
Tel.: +43-5574-485940
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 9 €
www.kunsthaus-bregenz.at

Text: Stefan Simon
Bild: Kunsthaus Bregenz
Erstveröffentlichung in kunst:art 88