Eine besondere Zeit

21.11.2022 – 19.2.2023 | MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten

Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ist in Österreich geprägt von politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen, die sich auch in der Kunst widerspiegelten. Wien blieb zwar weiterhin das kulturelle Zentrum, doch auch im ländlichen Raum siedelten sich Künstler an und so entstanden nach und nach Künstlervereinigungen in nahezu allen größeren Städten und Landkreisen.

Dabei verfolgten die Künstler unterschiedliche Ansätze, um ihre Erlebnisse während der Kriegsjahre, die sie teilweise an der Front verbrachten hatten, künstlerisch umzusetzen. Während einige sich der Neuen Sachlichkeit zuwandten, die ab 1925 auch in Österreich eine immer größere Rolle spielte, malten andere mit leuchtenden Farben expressionistische Landschaften.

Viele Künstler stellten die veränderten Lebensbedingungen, die oftmals von Armut und prekären Verhältnissen geprägt waren, in den Mittelpunkt ihres Schaffens. Die klaren Umrisse und der nüchterne Stil der Neuen Sachlichkeit unterstrichen die Authentizität von bedrückenden Bildern politischer Protestaktionen oder Alltagsszenen, gleichzeitig symbolisierte die Sprache der Bilder eine Sehnsucht nach politischer und gesellschaftlicher Stabilität. In Österreich sind es vor allem die Maler Sergius Pauser und Rudolf Wacker, die sich diesen Stil angeeignet haben.

Doch auch der Expressionismus erfreute sich weiterhin großer Beliebtheit. Farbenfrohe und fantasievolle Landschaftsbilder sowie vergnügliche Szenen lenkten ab von den Nöten des Alltags und ließen Vergangenheit und Gegenwart außen vor.

In diesem Spannungsfeld bewegten sich die Künstler, die in der Ausstellung „Menschheitsdämmerung“ im Museum Moderner Kunst Kärnten gezeigt werden. Präsentiert werden Werke aus dem Bestand der Sammlung des Leopold Museums in Wien, wo die Ausstellung bereits zu sehen war. Erweitert wird die Schau durch Arbeiten von Künstlerinnen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die den Positionen aus Wien gegenübergestellt werden.

In der Ausstellung spielt der Maler Albin Egger-Lienz eine Sonderrolle: Aufgrund seiner Lebensdaten, er starb bereits 1926, repräsentiert er nur teilweise die Kunstszene der Jahre zwischen 1918 bis 1938. Der Tiroler ist bekannt für seine in gedeckten Farben gehaltenen bäuerlichen Motive sowie für drastische Szenen mit toten Soldaten als Mahnung gegen den Krieg. Umstritten ist er, weil er wegen seiner kantigen Malweise und der thematischen Inhalte seiner Bilder von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurde. Eine bislang eher unbekannte Seite von Egger-Lienz kann man in der Ausstellung kennenlernen: Das Landschaftsbild „Cherso“ zeigt einen wunderbaren Ausblick auf das Meer.

Ein weiterer Künstler der Ausstellung ist der für seine Stillleben und Landschaftsbilder bekannte Alfons Walde. Durch seine Plakate mit Winterlandschaften und Wintersportmotiven prägte er das Bild Tirols maßgeblich.

Anton Kolig gehört als Mitglied des Nötscher Kreises mit seinen farbintensiven, expressionistischen Bildern zu den wichtigsten Vertretern österreichischer Kunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Menschheitsdämmerung. Malerei der Zwischenkriegszeit 1918-38
21.11.2022 – 19.2.2023
MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten
Burggasse 8
A-9021 Klagenfurt am Wörthersee
Tel.: +43-50-53634112
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 2,50 €
www.mmkk.ktn.gv.at

Text: Karin Gerwens
Bild: MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten
Erstveröffentlichung in kunst:art 88