Die Indexikalität ist ein Charakteristikum des fotografischen Bildes: Sie benennt die physische Verbindung eines Punktes in der Welt mit seinem Äquivalent auf dem Bildträger in der Kamera. Mittels des Lichts wird diese Verbindung durch die Linse der Kamera getragen – so steht eine Fotografie in unmittelbarer Verbindung zu einem klar begrenzten Ausschnitt der Welt; sie schließt einiges ein und zugleich vieles aus.
Auf jenem, was sich dadurch notwendigerweise dem Blick der Betrachtenden entzieht, basiert der Ausstellungstitel „Dark Matter“, unter dem die Kunsthalle Bielefeld Arbeiten von Thomas Ruff (* 1958) und James Welling (* 1951) in Dialog bringt. Denn rund achtzig Prozent der Materie im Universum bestehen aus einem Stoff, den wir nicht kennen: Dunkle Materie („Dark Matter“). Eine Leerstelle ähnlich jenem großen Unbekannten, das sich hinter dem mehr oder weniger willkürlichen Ausschnitt eines jeden Fotos befindet.
Künstlerische Berührungspunkte von Ruff und Welling können in dem Spiel mit dem unmittelbaren Weltbezug, der dem Medium Fotografie inhärent ist, und dessen mannigfaltiger Abstraktion gesehen werden. Beide Künstler sind dabei bekannt dafür, der Fotografie immer wieder neue Möglichkeiten abzuringen, ihre analogen Ursprünge mit digitalen Möglichkeiten beständig zu dehnen und sie über bisher bekannte Grenzen hinaus erweitern – und doch bleiben die Grenzen des Bildes bestehen und das Unbekannte jenseits von ihnen muss stets mitgedacht werden.
Dark Matter. Thomas Ruff, James Welling
5.11.2022 – 5.3.2023
Kunsthalle Bielefeld
Artur-Ladebeck-Str. 5
D-33602 Bielefeld
Tel.: +49-521-32999500
Di – Fr 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 21 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 4 €
www.kunsthalle-bielefeld.de
Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Kunsthalle Bielefeld
Erstveröffentlichung in kunst:art 88
