Suche nach Halt im Aufruhr

4.11.2022 – 19.2.2023 | Schirn Kunsthalle

Marc Chagall (1887–1985) gilt als einer der eigenwilligsten Künstler der Moderne. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet dem russisch-französischen Maler jüdischer Herkunft ab dem 4. November eine großartige Ausstellung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Chagalls Werk der 1930er/1940er-Jahre. Sein künstlerisches Schaffen setzt sich mit Themen wie Identität, Heimat und Exil auseinander. Auffallend ist, dass sich in dieser Zeit seine zuvor eher farbenfrohe Malerei zunehmend verdunkelt.

Der immer aggressiver auftretende Antisemitismus in den frühen 1930er-Jahren bewirkte bei Chagall, der seit 1923 in Paris lebte, ein verstärktes Interesse an jüdischen Themen und eine intensive Auseinandersetzung mit Religion und der eigenen jüdischen Identität. Etwa beim Gemälde „Einsamkeit“, entstanden 1933, dem Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland. Es zeigt einen Juden in der Pose der Melancholia vor einer brennenden Stadt. Schützend umfasst er eine Thorarolle, während ihm eine Geige spielende Kuh Trost spendet.

Chagall floh 1941 mit seiner Familie aus dem besetzten Frankreich vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in die USA und kehrte erst 1948 aus dem Exil nach Frankreich zurück. Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, betont: „Wie eng die oftmals als fantastisch beschriebene Kunst von Marc Chagall mit seiner Lebenswirklichkeit verbunden ist, zeigt sich jetzt ganz besonders bei seinen weniger bekannten Werken der 1930er- und 1940er-Jahre“.

Chagall. Welt in Aufruhr
4.11.2022 – 19.2.2023
Schirn Kunsthalle
Römerberg
D-60311 Frankfurt
Tel.: +49-69-2998820
Di – So 10 – 19 Uhr, Mi + Do 10 – 22 Uhr
Eintritt: 14 – 16 €, erm. 12 – 14 €
www.schirn.de

Text: Siegfried Schmidtke
Bild: Schirn Kunsthalle
Erstveröffentlichung in kunst:art 88