Ort der Pracht und Macht

2.12.2022 – 7.1.2024 | Unteres Belvedere

Gerhart Frankl, Wiedersehen mit Wien II, 1948, © Belvedere, Wien

Das Untere Belvedere ist einer der prächtigsten und architektonisch eindrucksvollsten Orte, die Wien der Kunst zu bieten hat: Die Perspektive, welche die üppige Fassade über die Fluchtlinie der darauf zulaufenden Gärten stellt, lässt sicher kaum jemand ungerührt, die Innenräume stehen diesem Eindruck nicht nach. 300 Jahre: Das Wiener Belvedere wurde nach 10-jähriger Bauzeit 1723 vollendet als Sommerresidenz des auch heute noch berühmtesten österreichischen Feldherrn, Prinz Eugen von Savoyen. Als Residenz wie auch als Kulisse höfischer Feste fungierte das architektonische Ensemble als wirkmächtige Inszenierung von Macht. Die (von Anfang an mitgedachte) Nutzung als Gemäldegalerie fügt sich passgenau in diesen Rahmen der Repräsentanz ein – von der symbolträchtigen Hochzeitsfeier von Marie Antoinette bis hin zur Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags an eben diesem Ort 1955.

Die Ausstellung zum Belvedere-Jubiläumsjahr 2023 möchte eine kritische Hommage leisten und dafür die Geschichte des Ortes der Kunst ins Verhältnis setzen zu institutionellen und politischen Veränderungen über drei Jahrhunderte. Die wechselnden Zeiten spiegeln sich in der Geschichte der Sammlungsbestände des Hauses wider. Die Zu- und vor allem auch Abgänge sind nicht nur Folgen von Museumsreformen und Tauschgeschäften. Die Verstrickung in die Kunstpolitik des Nationalsozialismus wurde unübersehbar und gipfelte in der spektakulären Restituierung von Klimts „Goldener Adele“ 2006.

Das Belvedere. 300 Jahre Ort der Kunst
2.12.2022 – 7.1.2024
Unteres Belvedere
Rennweg 6
A-1030 Wien
Tel.: +43-1-795570
Täglich 10 – 18 Uhr
Eintritt: 16 €, erm. 12,50 €
www.belvedere.at

Text: Dieter Begemann
Bild: Unteres Belvedere
Erstveröffentlichung in kunst:art 88

Über Dieter Begemann 301 Artikel
Begemanns Blog: Sternschnuppen An dieser Stelle soll es um ästhetische Sternschnuppen gehen und, wie es die Schnuppen so machen, sollen sie hin und her zischen auf manchmal verblüffenden Kursen – kreuz und quer! Ich konnte (und musste zum Glück mich auch nie) entscheiden zwischen praktisch-bildkünstlerischen und theoretischen Interessen: Ich liebe Malerei und Bildhauerei, begeistere mich für Literatur, bin ein Liebhaber von Baukunst und Design –aber meine absolute Leidenschaft gehört der Gestaltung von Gärten und Autos. Und, eh ich’s vergesse: natürlich dem Film!!