Zucker oder Fall-Out?

7.10.2022 – 5.2.2023 | Schwartzsche Villa Steglitz

Wie mag sich unsere Zeit für Archäologen einer fernen Zukunft einst darstellen, wenn unsere nahe Zukunft bereits eine ferne Vergangenheit sein wird? Diese Frage liegt manchen künstlerischen Konzepten zugrunde, Thomas Rentmeister beantwortet sie in der auf drei Werke fokussierten Ausstellung „Felder“ in Berlin. Die mehrteilige Arbeit „Felder“ stellt auf zehn Tischen zehn Installationen vor, die wie dystopische Modelllandschaften erscheinen. Denn die weißen Felder sind düster.

Was auf den ersten Blick wie frischer Schnee aussieht, entpuppt sich auf den zweiten eher als Asche einer konsumfreudigen und bequemen Gesellschaft. Die Felder aus Zucker und Spülmaschinensalz, süß und sauber, bestehen aus Trümmern und Resten. Die Zuckerhüte versinken hier in ein Trümmerfeld aus zerborstenen Minzbonbons, verknickten Wattestäbchen und anderen Artikeln, die zum Genuss und zur Hygiene produziert wurden. Im zweiten Raum der Schau in der Schwartzschen Villa sind Fragmente wieder zusammengesetzt zu einem Wandmosaik. Doch haben die Archäologen der Zukunft sie korrekt rekonstruiert? Thomas Rentmeister traut es ihnen offenbar nicht unbedingt zu, ebenso wenig wie uns Gegenwärtigen einen angemessenen Umgang mit massenhafter Produktion von Alltagsgütern und dem daraus bald entstehenden Abfall. Mit seinen durchaus schalkhaften Arbeiten ist er Teil des Leitgedankens der „Field Studies of the Everyday“, unter den die Kuratorin Christine Nippe das Jahr 2022 in der Schwartzschen Villa gestellt hat.

Thomas Rentmeister. Felder
7.10.2022 – 5.2.2023
Schwartzsche Villa Steglitz
Grunewaldstr. 55
D-12165 Berlin
Tel.: +49-30-902992302
Mo – So 10 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.kultur-steglitz-zehlendorf.de

Text: Jan Bykowski
Bild: Schwartzsche Villa Steglitz
Erstveröffentlichung in kunst:art 88