An der oberschwäbischen Barockstraße liegend, bekam Ottobeuren 2014 das architektonisch prägnante Diether Kunerth Museum mit seiner markanten Ummantelung aus verschiedenartig gefärbten Aluprofilen: Bronze-, Gold- und Grautöne dominieren. Anfangs als Juwel ohne Glanz apostrophiert, weil es hauptsächlich Arbeiten des Künstlers und Bauherrn Diether Kunerth zeigte (an die 15.000 Gemälde, Collagen, Skulpturen und Reliefbilder umfasst sein bisheriges Werk), änderte es jedoch später sein Konzept und zeigte auch Werke anderer Künstler. So waren es in der Vergangenheit Markus Lüpertz und Elvira Bach, die man einlud, Friedensreich Hundertwasser ist nach der gegenwärtigen Ausstellung von Kunerth der nächste Gast. Das Museum und das Architekturbüro Atelier Fabian Lohrer aus Stuttgart wurden mit zwei internationalen Architekturpreisen ausgezeichnet, dem „Iconic Award 2015 – Architecture“ und dem „German Design Award“ in der Kategorie „Excellent Communications Design – Architecture“. An die Umwelt wurde auch gedacht: Das gesamte Gebäude wird mit dem Wasser des Mühlbachs gekühlt.
Der Künstler Diether Kunerth, der an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Heinrich Kirchner studierte, kehrte München den Rücken und wählte dann Ottobeuren als Wirkungsstätte. Bald waren seine Arbeiten in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen, unter anderem in den Galerien von Braubehrens, Gurlitt, in der Accademia Carrara in Bergamo und auf der Design Fair in New York. Kunerth wurde ebenfalls mit vielen Kulturpreisen ausgezeichnet.
Die jetzige Ausstellung zeigt Kunerths satirische Blätter, eine Gattung, die man auf Anhieb von ihm erwarten würde. Bereits 1980 sind einige seiner Zeichnungen, Grafiken und Plastiken unter dem Titel „Säuberlich“ erschienen, in denen sich sein Hang zur Hyperbel und zum scharfen Blick als eine andere Seite seines Schaffens zeigte.
Parallel dazu werden Arbeiten von Armin Gehret (1923-2019) gezeigt, auch er ein Künstler aus der Region. Schon vor mehr als zehn Jahren war seine Künstlermappe „Klimaschutz“ erschienen, wo in einem einzigen Bild eine komplexe Gesellschaftskritik auf verschiedenen Ebenen gezeichnet wurde: Armut und Reichtum, Atomkraftwerke und Tempolimit, Drogen und Rechtsradikalismus. Demgegenüber sind die zum Teil großformatigen Bilder von Diether Kunerth meist monothematisch: In zahlreichen Arbeiten ist es das Bild der Frau, das hinterfragt wird, manchmal handelt sich auch um eine Neuaufnahme eines älteren Themas. Der 1940 im Sudetenland geborene Diether Kunerth, der zusammen mit seinem Kollegen dieser Ausstellung den Titel gegeben hat, denkt noch lange nicht daran, aufzuhören. Wie man sieht, ist die Kreativität keinesfalls eine Frage des Alters.
Dr. Milan Chlumsky ist freier Kurator, Kunstkritiker und Fotohistoriker.
Armin Gehret. Noch nicht 100!
Diether Kunerth. Satire
bis zum 16.4.2023
Museum für zeitgenössische Kunst
Marktplatz 14a
D-87724 Ottobeuren
Tel.: +49-8332-7969890
Do + Fr 11 – 16 Uhr, Sa + So 12 – 17 Uhr, ab April auch Di + Mi 11 – 16 Uhr
www.mzk-diku.de
Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Museum für zeitgenössische Kunst
Erstveröffentlichung in kunst:art 90