Frieden mit der Vergangenheit

4.3. – 13.8.2023 | Städtische Galerie Dresden

Die Unschuld der Vergangenheit ist das, was vielen Bürgern der DDR im Nachhinein verloren gegangen ist. Gespräche, welche im Vertrauen geführt wurden und verbindende Elemente waren, kehrten sich in ihr erschreckendes Gegenteil des Misstrauens um, nachdem die Aktenöffnung Bespitzelungen offenbarte. Auch Cornelia Schleime musste erfahren, dass der einst beste Freund in Wirklichkeit ein Stasi-Spitzel und die erlebte Welt nicht jene war, die tatsächlich existierte. Nach einem ungeschönten Porträt, welches nicht der Frauendarstellung des Sozialismus entsprach, kam das Berufsverbot als Künstlerin. Daraufhin erwirkte sie unwissentlich, per Androhung eines Hungerstreiks in einem abgehörten Telefonat, die lang ersehnte Ausreisegenehmigung.

Neben der Vorstellung von Freundschaft und Verbundenheit musste Schleime sich auch von ihrem Frühwerk lösen, welches bei der Ausreise einbehalten wurde. Etwa hundert Ölgemälde und tausend Zeichnungen mussten zurückbleiben. „Ich musste mir meine Biografie, meine Identität neu ermalen“, erinnert sich die Künstlerin und berichtet vom dadurch erworbenen Selbstbewusstsein, sich immer wieder neu erschaffen zu können. Sie malt, zeichnet, fotografiert, performt und dichtet mit stets besonderer Intensität im Ausdruck als Gegengewicht zu Ideologien und Zeitgeist. Zu sehen ist ihr “neues“ Œuvre nun in der Städtischen Galerie Dresden, was verdeutlicht, dass die einst verwehrte Anerkennung ihres Werkes sich nun in Wertschätzung gewandelt hat.

Cornelia Schleime. „ich lass mich nicht spannen – lass mich nicht flechten“
4.3. – 13.8.2023
Städtische Galerie Dresden
Wilsdruffer Str. 2
D-01067 Dresden
Tel.: +49-351-4887301
Di – So 10 – 18 Uhr, Fr 10 – 19 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 4 €
www.galerie-dresden.de

Text: Johanna Bayram
Bild: Städtische Galerie Dresden
Erstveröffentlichung in kunst:art 90