„Flächenbrand“ erscheint als ein zynisch genau zutreffender Begriff im Zusammenhang mit dem Expressionismus und den Umständen jener Zeit, aus der er geboren wurde. Das Buchheim Museum hat ihn als Titel für die Ausstellung von Werken aus der Privat-Sammlung Hierling gewählt. Die Zweifel und Verzweiflungen jener Epoche ebenso wie die Exaltiertheiten und Zerrissenheiten im Niedergang der alten Welt des Kaiserreiches, ihres Untergangs im Feuer des Weltkrieges und die sich anbahnende noch verheerendere Zeit klingen in „Flächenbrand“ an. Ebenso das Auflehnen gegen jene alte Welt, von der viele Expressionisten angetrieben waren. Und der Holzschnitt als Technik, auf die sich diese Sammlung besonders fokussiert, bietet das perfekte Medium für den Klang ihrer Formsprache. Das Museum Buchheim hätte nicht nur aufgrund der Biografie seines Gründers, Autor des Romans „Das Boot“, eine gewisse Beziehung zu jener Ursprungszeit des Expressionismus und der aus ihr erwachsenen Folge-Katastrophen.
Die Ausstellung „Flächenbrand“ nimmt ihren Titel allerdings nicht nur politisch. In den Arbeiten wird vor allem die Entfesselung eines künstlerischen Aufbruchs erkennbar. Das „Liebespaar“ von Evarist Adam Weber steht schon thematisch mehr für das Idyll, friedlich und freundlich erscheinen die Dargestellten. Die dahinterliegende Stimmung des Weltkriegsteilnehmers und später verfemten Künstlers aber liegt auch über dieser Szene und ihren Protagonisten. Ein weiterer Blick auf Stücke der in den Museumsbestand aufgegangenen Sammlung Hierling.
Flächenbrand Expressionismus
11.3. – 14.5.2023
Buchheim Museum
Am Hirschgarten 1
D-82347 Bernried
Tel.: +49-8158-997055
Di – So 10 – 17 Uhr (ab April 10 – 18 Uhr)
Eintritt: 13 €, erm. 6,50 €
www.buchheimmuseum.de
Text: Jan Bykowski
Bild: Buchheim Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 90
