Was übrig bleibt

1.2. – 25.6.2023 | Museum für angewandte Kunst

Ein Raum mit menschenähnlichen Figuren, die mit verschränkten Armen und ausgestreckten Beinen scheinbar entspannt auf dem Boden entlang der Wände sitzen und warten. Der Besucher durchbricht die vierte Wand, um die Mise-en-scène zu betreten. Die fast lebensgroßen Stoffpuppen sind alle aus den gleichen rauen Jutesäcken in den beruhigenden Farbtönen der „Danish-Modern“-Möbel gefertigt. Dazwischen liegen Beleuchtungselemente auf dem Boden, nackte Glühbirnen, die an langen Ketten aus rostigen Werkzeugen und ausrangierten Metallstücken befestigt sind, wie überdimensionale Bettelarmbänder der allgegenwärtigen dänischen Schmuckfirma Pandora. Die in Norddeutschland geborene Birke Gorm studierte Textildesign in Dänemark, bevor sie in Wien ein Studium der Bildhauerei absolvierte.

Die Figuren haben anstatt der Hände Werkzeuge in ihren Ärmeln. Papierfetzen, Pappstücke, recycelte Dosen und Glasscherben liegen neben diesen Werkzeugen, als hätten die Figuren gerade die mageren Ergebnisse ihrer täglichen Arbeit geordnet. Eine starke Botschaft vermittelt die Anwesenheit von vielen verschiedenen Werkzeugen um die Figuren herum, die auch in ihre Taschen gestopft und an ihren Gürteln befestigt sind. Die Figuren sind nicht vor Überarbeitung zusammengesunken, obwohl auf dem Boden sitzend. Gorms Installation „dead stock“ ist ein klarer Ruf, der dem Betrachter die Bedeutung der Würde der Arbeit und die Notwendigkeit des Respekts für die „kleinen Leute“ ins Bewusstsein ruft. Das bedeutet: Respekt für alle, angefangen bei uns selbst.

Birke Gorm. Dead Stock
1.2. – 25.6.2023
Museum für angewandte Kunst
Stubenring 5
A-1010 Wien
Tel.: +43-1-711360
Di 10 – 21 Uhr, Mi – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 15 €, erm. 12 €
www.mak.at

Text: Dr. Renée Gadsden
Bild: Museum für angewandte Kunst
Erstveröffentlichung in kunst:art 90