Große Augen und kräftige Farben

28.4. – 27.8.2023 | Miettinen Collection

Kraftvolle Farben, leuchtend und großflächig, strahlen den Betrachter an. Es sind fröhliche Figuren, die André Butzer (* 1973) malt, mit seltsamen Körpern. Arme und Beine scheinbar aus Gummi, sind es vor allem die Augen, die den eigenen Blick bannen. Würde man wie Alice in ein Kaninchenloch fallen und bei Fantasiewesen landen, dann könnte man sich die Wesen dort so vorstellen.

André Butzer hat nur kurz in Stuttgart und Hamburg Kunst studiert, bevor er gemeinsam mit mehr als zwanzig anderen in Hamburg die „Akademie Isotrop“ gründete. Der bekannteste weitere Akademiegründer war Jonathan Meese. Mit dem Abschied vom etablierten Akademiebetrieb und der Gründung einer freien und unabhängigen Institution gelang ihnen ein spektakulärer Coup, der sie auch dank des kontroversen und lauten Jonathan Meese und der frischen Bilder von Butzer weithin bekannt machte.

Walt Disney, Munch, Matisse, Hölderlin und Henry Ford sind einige seiner wichtigsten Vorbilder und Inspirationsquellen. Mit seinen comichaften Figuren baut André Butzer einen ganzen Kosmos auf, in dem er Disneys Figuren, Munchs „Schrei“, die nationalsozialistische Vergangenheit in Deutschland und Elemente der Pop Art vermengt und zu einer eigenen Welt gestaltet, die er unter dem Label des „Science-Fiction-Expressionismus“ zusammenfasst. Die heutigen Werke des gebürtigen Stuttgarters haben zwar diese gemeinsamen Wurzeln, sind jedoch nicht mehr in dieser Strenge mit dem Kosmos verbunden. Zudem malt André Butzer seit einiger Zeit auch abstrakte Bilder, teils Farbtupfer, einige auch mit großen monochromen schwarzen Flächen.

Pünktlich zum fünfzigsten Geburtstag des Künstlers starten gleich mehrere Ausstellungen. Bereits seit Ende April zeigt die Berliner Miettinen Collection in ihrem „Salon Dahlmann“ zahlreiche Werke des Künstlers, darunter einige noch nie gezeigte aus dessen persönlicher Sammlung. Als zweite Ausstellung zeigt das Thyssen-Bornemisza Museo Nacional in Madrid eine Retrospektive mit 22 Werken aus den Jahren 1999 bis 2022. Mitte Juni wird dann im Oberpfälzer Künstlerhaus in der Kebbel Villa in Schwandorf die dritte Butzer-Schau beginnen, die einen experimentellen Charakter haben wird, zu dem man sich noch in Schweigen hüllt. Nur so viel sei verraten: Laut dem künstlerischen Leiter Jürgen Dehm soll sie ein Gegenpart zur klassischen Retrospektive in Madrid werden.

André Butzer
28.4. – 27.8.2023
Miettinen Collection
Marburger Str. 3
D-10789 Berlin
info@miettinen-collection.de
Sa 12 – 18 Uhr u.n.Vereinb.
Eintritt frei
www.miettinen-collection.de

André Butzer
11.6. – 23.7.2023
Oberpfälzer Künstlerhaus
Kebbel-Villa
Fronberger Str. 31
D-92421 Schwandorf
Tel.: +49-9431-9716
Di – Do 13 – 17 Uhr, So 11:30 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.kebbelvilla.de

Text: Mathias Fritzsche
Bild: Miettinen Collection
Erstveröffentlichung in kunst:art 91

Über Mathias Fritzsche 117 Artikel
Ein Thema jagt das nächste: Der Wochengipfel hält ein oder zwei Themen fest und bringt sie in Erinnerung. Was war vergangene Woche so wichtig, dass man Schnappatmung bekam und ist diese Woche dennoch schon vergessen? Oder über welche Nachricht hat man sich so gefreut, dass man auf den Balkon ging und die Nachricht für die ganze Welt in den Abendhimmel geschrien hat?