„Wohin wir uns wenden im Gewitter der Rosen,/ist die Nacht von Dornen erhellt, und der Donner/ folgt uns jetzt auf dem Fuß.“ Dieses Fragment eines Gedichts von Ingeborg Bachmann aus ihrer „Gestundeten Zeit“ (1953) hat offensichtlich bei Cy Twombly ein kleines Erdbeben verursacht. In einem Bild aus seiner Serie „Roses“ (2008) versucht er den Geheimnissen dieser Pflanze auf die Spur zu kommen. Wie viele seiner Werke sind sie das Ergebnis eines sehr langen Nachdenkens, bevor er urplötzlich wie ein Vulkan in genauer Berechnung die Farbe auf die Leinwand schleudert und gelegentlich, wenn ihm danach ist, sich auch in den Widerspruch eines Rilke begibt, nach dem die Schönheit einem den Schlaf raubt.
Seine Serie „Roses“ hat Cy Twombly mit Bedacht für die oberste Etage des Museums Brandhorst ausgeführt, indem er dem Wunsch des Sammler-Ehepaars Brandhorst folgte, bedingt durch eine sehr lange Freundschaft, die mit einer Ausstellung Anfang der 1970er-Jahre in München begann. Eigentlich war es aber Lothar Schirmer, der schon im Laufe der 1960er-Jahre die Qualität des Werkes von Twombly erkannte und zwischen 1969 und 1972 erste Zeichnungen von Twombly erwarb. Bei der Verlagsgründung Schirmer/Mosel 1974 war klar, dass ein Bildband über sein Werk dort erscheinen würde. Und in dem hauseigenen Showroom wurden zum ersten Mal Twomblys Fotografien (auch der Rosen) gezeigt. Twombly ist in der aktuellen Ausstellung nicht allein: Die Inspirationsfäden gehen weiter zu Claude Monet (Seerosen, 1915), Jennifer Packer, Ellsworth Kelly, Georgia O’Keeffe und Gabriele Münter. Ein buntes Bouquet.
La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly
- Mai 2023 bis 22. Oktober 2023
Museum Brandhorst
Theresienstr. 35 A
D-80333 München
Tel.: +49-89-238052286
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 5 €
www.museum-brandhorst.de
Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Museum Brandhorst
Erstveröffentlichung in kunst:art 91