Timm Ulrichs im Kunstmuseum Ahlen
Es gibt Werke in der Kunst, die den Betrachter schaudern lassen. So etwa die 150 x 150 cm große Fotografie des Augenlids von Timm Ulrichs, auf dem es heißt: THE END. Ulrichs hatte schon als 21-jähriger Künstler festgestellt, dass „Mein Leben von der Geburt bis zum Tod ununterbrochen gefilmt“ wird. Doch erst 20 Jahre später ließ er sich die Worte The End auf sein rechtes Lid tätowieren: „Um zu demonstrieren, dass alles, was in meinen Blickfeld kommt, Film ist, beschrifte ich (…) meine Augenlid-Vorhänge (…) mit dem Wort ‚Ende’.“ Und drei Jahre später ergänzte er: „Ist der Augenblick zu guter Letzt gekommen, da man mir die Augen zum ewigen Schlaf zudrückt, erscheint auf dem rechten Lid die Schlußpointe …“ Mag sein, dass dies für einige nur eine sehr makabre Handlung ist. Doch wenn jemand wie Ulrichs, Jahrgang 1940, sich unentwegt fragt, was Kunst ist, was sie sein soll, und was sie letztendlich sein könnte, ist auch die scheinbar absurdeste Frage von Belang. Sie bestätigt eine Logik der Fragestellung, die – während Aktionen manch anderer Künstler eher ein müdes Lachen hervorrufen – absolut stringent ist und ebenfalls die Existenz zu bestimmen vermag.
Das Kunstmuseum in Ahlen feiert sein 30-jähriges Bestehen mit einer Ausstellung des „Totalkünstlers“, der ernsthaft und poetisch sein kann, ohne dabei manche Absurdität des Daseins auszusparen. Etwa siebzig Werke (Multiples und Unikate) befinden sich im Besitz des Museums, das diesmal für Ulrichs wie eine Theaterbühne funktioniert: Die meisten der „gespielten“ Stücke sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch tiefgründig.
Timm Ulrichs. Nichts als Theater
25.6. – 17.9.2023
Kunstmuseum Ahlen
Museumsplatz 1 / Weststr. 98
D-59227 Ahlen
Tel.: +49-2382-91830
Mi – Sa 15 – 18 Uhr, So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 5 €
www.kunstmuseum-ahlen.de
Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Kunstmuseum Ahlen
Erstveröffentlichung in kunst:art 92