Dieser Bildhauer gehört im 20. Jahrhundert im deutschen Raum zu den wichtigsten Vertretern der figürlichen Plastik: Ernst Barlach (1870–1938) beeindruckt bis heute mit Holz- und Bronzeplastiken, die zentralen Befindlichkeiten menschlichen Lebens Gestalt leihen. Die innige Versenkung, die liebevolle Zuwendung, vor allem aber durchlittenes Leid vermochte der expressionistische Künstler in eigenwilliger Verdichtung zu fassen, indem er, statt sich in Einzelheiten von Gestik und Gesicht zu verlieren, die Figur auf wesentliche Grundformen reduzierte.
Neben der bildkünstlerischen Arbeit (und der Betätigung als wortstarker Dramatiker) war Barlach aber auch als Lehrer tätig: Zu seinen Schülern an der Keramischen Fachschule in Höhr gehörte um 1905 Hans Wewerka (1888–1915). Der im heutigen Tschechien geborene Wewerka (nicht zu verwechseln mit dem genau 40 Jahre später geborenen Stefan Wewerka, Spezialist für heiter-schräge Möbel!) übernahm von seinem Lehrer das Interesse an der menschlichen Figur. Mit anderem Akzent jedoch, wenn er individuelle Beobachtungen im öffentlichen und beruflichen Alltag umsetzte in kleinformatige Steinzeugplastiken. Deren hochglänzende, oft farbig glasierte, Oberfläche strahlt eine ganz eigene Leichtigkeit, ja Heiterkeit, aus, die Barlach fremd waren. Die Barlach-Stiftung in Güstrow bringt nun Lehrer und Schüler wieder zusammen.
Begegnungen. Wewerka und Barlach
27.8.2023 – 14.1.2024
Ernst Barlach Stiftung
Heidberg 15
D-18273 Güstrow
Tel.: +49-3843-844000
Di – So 11 – 16 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 6 €
www.ernst-barlach-stiftung.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Ernst Barlach Stiftung
Erstveröffentlichung in kunst:art 94