Sammlungsdialog im Museum Angerlehner

bis zum 30.3.2025 I Museum Angerlehner

Günter Brus, Ich glaube nicht an die Kunst, 1986

Brücken und Dialoge

Jede private Kunstsammlung folgt einer ganz individuellen Dynamik. Jede inhaltliche, zeitliche, technische Fokussierung wird immer angereichert um die charakteristische Sicht des jeweiligen Sammlers auf Kunst und Welt. Dies ist nun im Museum Angerlehner besonders eindrücklich zu erleben in einer Gegenüberstellung, die Dialog werden möchte.

Der Gründungsgedanke des Museum Angerlehner ist es, zeitgenössische Kunst aus Privatsammlungen einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das 2013 von Heinz J. Angerlehner gegründete Haus verschreibt sich somit nicht nur der Präsentation junger ebenso wie etablierter künstlerischer Positionen, sondern gibt auch dem Sammler und seiner jeweiligen Sammlungsdynamik und -leidenschaft Raum.

Hier scheint das Konzept der Ausstellung „Collector’s Choice | Angerlehner x Löw-Radeschnig“ stimmig anzuknüpfen. Denn sie präsentiert selten oder teils sogar noch nie öffentlich gezeigte Exponate der Kunstsammlungen von Museumsgründer Angerlehner und Brigitte Löw-Radeschnig. Zu den knapp vierzig Künstler:innen der Ausstellung gehören unter anderem Josef Bauer, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Xenia Hausner, Martha Jungwirth, Maria Moser und Arnulf Rainer. So zeichnet auch ein Querschnitt der modernen und zeitgenössischen Kunstgeschichte Österreichs in Kontext mit internationalen Positionen diese Schau aus. Der räumliche Aufbau, der in den Galerieräumen die Arbeiten aus der Sammlung Angerlehner präsentiert, während in den Grafikräumen jene aus der Sammlung Löw-Radeschnig zu erleben sind, strebt einen Dialog an und möchte zu Bezügen und Vergleichen einladen.

Komplementierend findet zeitgleich auch in der großen Halle im Erdgeschoss eine Begegnung statt: „Endless Art“, die Werkschau des 2016 verstorbenen Universalkünstlers Makis (Efthymios) Warlamis gemeinsam mit Werken der Künstlerin Heide Warlamis, öffnet für die Besuchenden ein weiteres künstlerisches Zwiegespräch. Beiden Sammlerpersönlichkeiten ist gemein, dass sie im Zuge internationaler unternehmerischer Tätigkeit ihre Leidenschaft für die Kunst entwickelten und vertieften.

Brigitte Löw-Radeschnig ist ausgebildete Juristin und war in Management-Positionen verschiedener Unternehmen tätig. Während ihrer zahlreichen Aufenthalte in Italien gedieh ihrer Kunstinteresse, wobei der Schwerpunkt ihrer Sammlertätigkeit auf zeitgenössischer österreichischer Kunst liegt. Im Jahr 2023 gründete Löw-Radeschnig gemeinsam mit anderen Vertretern der österreichischen Kunst- und Kulturszene eine Initiative zur Förderung der Kunst durch Stärkung der Sammlungskultur.

Heinz Josef Angerlehner gründete im Jahr 1980 die FMT-Gruppe, die auf Industriemontage spezialisiert ist. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit entwickelte er über Jahrzehnte hinweg eine Kunstsammlung mit Fokus auf Werken zeitgenössischer, vorwiegend österreichischer Künstler:innen; das Museum in Thalheim bei Wels beherbergt heute über 3.000 Werke.

Die Eröffnung des Museums war ein symbolischer wie faktischer Brückenschlag: Der eigens errichtete Steg über die Traun mit der Lichtinstallation der Künstlerin Waltraut Cooper verbindet die Stadt Wels mit der Marktgemeinde Thalheim und vermag so, die kulturelle Infrastruktur der Region zu bereichern.

Ninja Elisa Ohls-Felske ist Kunsthistorikerin und promoviert derzeit über Pablo Picasso.

Collectors’s choice und Endless Art
beide bis zum 30.3.2025
Museum Angerlehner
Ascheter Str. 54
A-4600 Thalheim bei Wels
Tel.: +43-7242-2244220
Sa 14 – 18 Uhr, So 10 – 18 Uhr und auf Anfrage
Eintritt: 14 €, erm. 12 €
www.museum-angerlehner.at

Text: Ninja Elisa Ohls-Felske
Bild: Museum Angerlehner
Erstveröffentlichung in kunst:art 101