von Dr. Milan Chlumsky //
Der britische Fotograf Simon Phipps hat einen feinen Sinn für die schwarzweiße Schönheit modularer Bauten – unter einer Bedingung: dass sie aus Beton sind. Anfang der 1950er Jahre herrschte in einigen Architekturkreisen eine seltsame Burgatmosphäre, als ob es gelte, auf einen Schlag alle Probleme der Menschheit zu lösen. Man erinnert sich an die utopische Idee eines Le Corbusier, der seit 1916 in der Stadt Paris lebte, deren Kern er komplett abreißen wollte. Das änderte sich 1922, als er in „Ville contemporaine pour 3 millions habitants“ eine neue moderne Stadt mit Landeplätzen für Flugzeuge und Hubschrauber plante, deren reduzierte Version er 30 Jahre später in der berühmten „Cité Radieuse“ in Marseille realisierte.
Simon Phipps hat sich nicht nur in London und England, sondern auch etwa in Boston diesem Modularbau der Jahre 1950 bis 1970 verschrieben. Diese als architektonischer Brutalismus abqualifizierten Bauten fanden ihren Ursprung bei Le Corbusier, der seine zahlreichen Entwürfe explizit in „béton brut“ (unbehandelter Beton) realisiert sehen wollte.
Simon Phipps hat sich zunächst der Londoner Architektur angenommen. Er fotografierte etwa das Barbican Center, den Trellick Tower oder das National Theater. Da „béton brut“ hässlich (mit vielen schwarzen Schlieren) altert, mussten einige der Originalbauten in den 1990er Jahren in London aufwändig saniert werden. Phipps hat sie fast alle schwarzweiß fotografiert und lieferte damit gelegentlich Munition an ihre Gegner: Der Prominenteste unter ihnen ist Prinz Charles.
Text aus der kunst:art 57
Simon Phipps. Finding Brutalism
26.8. – 5.11.2017, Museum im Bellpark
Luzernerstr. 21, CH-6011 Kriens
Tel.: +41-41-3103381
Mi – Sa 14 – 17 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 10 CHF, erm. 8 CHF
www.bellpark.ch
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