Die Wortuhr QLOCKTWO sucht die Verbindung
Es gibt beim Produktdesign, so weit das Feld auch gesteckt sein mag, doch einige „klassische“ Themen, an denen sich Gestalter über die Zeiten immer wieder abgearbeitet haben: Dazu gehört bei den Möbeln vor allem der Stuhl und unter den technischen Gerätschaften die Uhr. Die Tatsache, dass bereits zahllose Stühle und Unmengen Uhren existieren, hat die Designer nie gestört. Ganz im Gegenteil, die Vielzahl der möglichen Lösungen, technisch wie ästhetisch, war offenbar unwiderstehlicher Anreiz, dem alten Thema einen ganz neuen, persönlichen wie zeitgemäßen Akzent zu verpassen.
Zuweilen gelingen bahnbrechende Lösungen. Einige konnten gar zu förmlichen Symbolen ihrer jeweiligen Epoche zu werden: Da wäre der Thonet-Stuhl zu nennen – und die Uhren von Max Bill. Aus der Tradition des Bauhauses kam der schweizerische Gestalter, der in den 1950er-Jahren mit seiner Tätigkeit an der berühmten Ulmer Hochschule für Gestaltung Maßstäbe setzte. Von Bedeutung ist hier, dass für Bill eigentlich kein Unterschied bestand zwischen Produktdesign und freier Kunst, sollten doch beide gleichermaßen Ausdruck ihrer Zeit sein und den Ansprüchen Bills an unbedingte „Modernität“ genügen. Die Uhren, die nach Bills Entwürfen seit 1962 bei der deutschen Firma Junghans produziert wurden (und bis heute noch produziert werden), erfüllen die Forderung nach Funktionalität – die Uhrzeit ist durch die schnörkellose und klar strukturierte Grafik des Zifferblattes auf einen Blick ablesbar – und sind gleichzeitig auch unübersehbar verwandt mit dem Minimalismus in der freien Kunst.
Fast forward in unsere Gegenwart: Einen gleichfalls minimalistischen, aber eben doch ganz anderen Ansatz verfolgt die Wanduhr „QLOCKTWO EARTH“. Das Unternehmen aus Schwäbisch-Gmünd nämlich beschränkt sich nicht auf die Gestaltung des Zifferblattes (über einem davon unabhängigen Uhrwerk), sondern sieht Antrieb und Anzeige als eine integrierte Einheit. Die „Wortuhr“, wie man das Konzept nennen könnte, lässt jeden Gedanken an kreisende Zeiger hinter sich und kommt selbstverständlich auch ohne Ziffern und Indizes aus. An ihre Stelle tritt Text – die Zeit wird im ganzen Satz gezeigt (sozusagen „angesagt“): „Es ist Viertel nach sieben“ oder, nun ja, manchmal eben auch „Fünf Minuten vor zwölf“. Das funktioniert folgendermaßen: Die quadratische Oberfläche der Uhr erscheint zunächst als Fläche, in der zeilenartig geordnet Buchstaben ausgespart sind. Die typografische Zeitanzeige erfolgt (in Fünf-Minuten-Schritten) durch entsprechend aktivierte LEDs, die besagte Sätze aufleuchten lassen. „QLOCKTWO EARTH“ gibt es in 20 Sprachen, die Grundfläche ist in einer Fülle von Farben, Größen und Oberflächenstrukturen erhältlich, die Unterkonstruktion handwerklich geschreinert. Abstrakte Ästhetik und Funktion: Weitere Varianten (QLOCKTWO MOON) einer nicht-zahlenbasierten, grafischen Zeitanzeige ergänzen das aktuelle Produktprogramm. Ob „QLOCKTWO“ einmal ikonischen Rang einnehmen wird? Immerhin gab es schon mal den Red Dot Design Award.
QLOCKTWO Manufacture GmbH
Alemannenstr. 65
D-73529 Schwäbisch Gmünd
Tel.: +49-7171-1049990
Händlersuche und eigene
Stores finden Sie auf:
www.qlocktwo.com/de
Text: Dieter Begemann
Bild: QLOCKTWO Manufacture GmbH
Erstveröffentlichung in kunst:art 94