
Visionär
Wer meint, dass man fürs Netzwerken das Internet braucht und Apps wie LinkedIn, Xing oder gar Instagram, der unterschätzt das menschliche Bedürfnis nach Austausch und Begegnung. Jedoch, das muss man zugeben, es war komplizierter und anstrengender. Briefeschreiben und Reisen waren dazu notwendig, wenn man weiter voneinander entfernt lebte. Friedrich Kiesler (1890–1965) wurde weit weg von der mondänen Welt geboren tief im Nordosten Ungarns, heute ukrainischem Gebiet. Ab 1908 studierte er dann in einem der Zentren, im pulsierenden Wien, Kunst an der Akademie der bildenden Künste. In Wien, in Berlin, wo er ein Bühnenbild für das Stück R.U.R. von Karel Čapek fertigte, und in New York, wohin er 1926 übersiedelte, lernte Kiesler die wichtigsten Vertreter der Avantgarde kennen und hielt Kontakt zu ihnen, bis er 1965 in New York starb. Seine Hinterlassenschaft ist groß und voller Zeugnisse spannender Ideen.
Das Kunsthaus Zug zeigt nun eine Vielzahl von Werken Friedrich Kieslers, der Architekt, Designer, Bühnenbildner und bildender Künstler war. Zur Ergänzung der Werke aus der eigenen Sammlung war man auf die Unterstützung der Wiener und der New Yorker Stiftungen Kieslers angewiesen, bekam jedoch auch viele Werke aus privaten Sammlungen. Mit jahrelanger Recherche, einer wissenschaftlichen Publikation und der ausführlichen Ausstellung hat sich das Kuratoren-Team um Stephanie Buhmann, Matthias Haldemann und Gerd Zillner um das Andenken eines außergewöhnlichen Künstlers verdient gemacht.
Friedrich Kiesler. Us, You, Me
25.2. – 26.5.2024
Kunsthaus Zug
Dorfstr. 27
CH-6301 Zug
Tel.: +41-41-7253344
Di – Fr 12 – 18 Uhr, Sa + So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 18 CHF, erm. 15 CHF
www.kunsthauszug.ch
Text: Christian Corvin
Bild: Kunsthaus Zug
Erstveröffentlichung in kunst:art 96