Zurück zur Figur!
Die Emigration markierte nicht nur einen biografischen, sondern auch einen künstlerischen Bruch. Peter László Péri (1899–1967) war als Bildhauer der Abstraktion in den 1920er-Jahren auf dem Kontinent kein Unbekannter: Nach 1933 aber in England entwickelte er ein völlig neues Werk, das sich durch die entschiedene Hinwendung zur Figürlichkeit auszeichnete. Interessant hier die kritische Rezeption: Was die einen für fortschrittlich und relevant hielten, war für die anderen banal und nichtssagend – um umgekehrt!
Das Bremer Gerhard-Marcks-Haus, über seinen Namenspatron zwar dem Menschenbild verpflichtet, stellt mit dieser Ausstellung hingegen beide Positionen auf den Prüfstand. Und bringt einen Künstler zurück auf die Bühne, der heute wohl nur noch Spezialisten bekannt ist: Peter László Péri wurde in Budapest geboren, lebte in den gut vernetzten Zirkeln der gegenstandslosen Avantgarde in Paris, Wien und Berlin, nur um im englischen Exil das plastische Menschbild zum engagiert verfolgten Thema zu machen. Wie sich diese ungewöhnliche Entwicklung erklärt? Der Schlüssel liegt sicher in der politischen Haltung des Künstlers, der von seiner sozialistischen Überzeugung her den lebendigen Menschen bei Alltag und Arbeit beobachten wollte (und der aus Enttäuschung über den realen Sozialismus in den 1950ern zum Quäker wurde). Erhellend heute zu sehen, wie Péri die Erfahrungen aus der Abstraktion für die neuentdeckte Figürlichkeit nutzen kann.
Peter László Péri: Péri’s People
10.3. – 2.6.2024
Gerhard-Marcks-Haus
Am Wall 208
D-28195 Bremen
Tel.: +49-421-9897520
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Eintritt: 5-10 Euro
www.marcks.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Gerhard-Marcks-Haus
Erstveröffentlichung in kunst:art 96