von Sabine Scheltwort //
Tobias Dostals „Kopfkino“ kann jeder sehen: Der 35-jährige Künstler aus Berlin, der vor zehn Jahren dem wilden Regisseur Christoph Schlingensief bei einer Wagner-Operninszenierung assistierte, baut aus einem Motor, Scheinwerfer und Acryl, in das er seine Zeichnungen ritzte, einen kleinen Apparat, der die Zeichnungen im Kopf zum Tanzen bringt – in digitalen Zeiten ein erfreulich haptisches Kunstwerk, unaufdringlich und berührend in seiner Mischung aus High- und Lowtech. Dostal, Zauberkünstler und Illusionist, malt auch auf Zelluloid und versetzt dieses dann mit Hilfe von Licht und Motor in Rotation, um bewegte poetische Bilder entstehen zu lassen. Damit überzeugte er die Jury, die ihm den diesjährigen Horst-Janssen-Grafikpreis verlieh. „Tobias Dostal verbindet in seiner Kunst Zeichnung, Film und Installation auf eine einzigartige Weise. Vor allem die filmische Dokumentation von flüchtigen Motiven entwickelt eine besondere Magie“, heißt es in der Begründung.
Verbunden mit der Preisverleihung ist eine Ausstellung im Horst-Janssen-Museum in Oldenburg, wo Dostal neben klassischen Tuschezeichnungen erstmals Ritzungen auf Acrylglas zeigt. Er sägte Silhouetten aus, ritzte sie ein und montierte sie dann um eine drehende Stange. So entsteht im Licht eine Folge bewegter Bilder, bei der etwa kleine Figuren in die Luft geworfen werden, um dann wie von Zauberhand unter einem Hut zu verschwinden. In „I’m so jelly“ wirbeln Frauenbeine herum und wandeln sich in giftige Tentakel einer Qualle – verspielt, keck, schön.
Tobias Dostal
22.10.2017 – 14.1.2018, Horst-Janssen-Museum Oldenburg
Am Stadtmuseum 4-8, D-26121 Oldenburg
Tel.: +49-441-2352891
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 3,50 €, erm. 1,50 €
www.horst-janssen-museum.de
Text aus der kunst:art 58
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