Welcher Künstler kann schon behaupten, dass jeder Mensch mindestens eines seiner Werke kennt? Otl Aicher darf es, denn sein Piktogramm des fliegenden Kranichs ziert seit Jahrzehnten – inzwischen leicht verändert – die Lufthansa-Flugzeuge. Nur wenige wissen, dass er mit seinem Team auch viele Piktogramme für die Olympischen Spiele in München und zahlreiche andere Firmen schuf. Otl Aicher gehört zu den wichtigsten Initiatoren der Hochschule für Gestaltung in Ulm – sie orientierte sich zunächst an den Prinzipen des Bauhauses. Zusammen mit seiner Frau Inge Scholl (der ältesten Schwester der von den Nazis hingerichteten Sophie und Hans Scholl) rief er eine Stiftung nach amerikanischem Modell ins Leben. Nachdem die beiden 1946 die Volkshochschule mitbegründet hatten, schufen sie einige Jahre später die konzeptuellen und theoretischen Grundlagen für die von ihnen beabsichtigte Gründung der Hochschule für Gestaltung. Otl Aicher selbst übernahm den Fachbereich der visuellen Kommunikation: Josef Albers, Walter Peterhans, Johannes Itten, Helene Nonné-Schmidt waren die anderen Kollegen, die mit dem Unterricht von 21 Studenten begannen.
Max Bill wurde ihr erster Rektor, denn die Schule war nach seinem Entwurf gebaut. Sieben Jahre später übernahm Aicher die Führung der Hochschule für Gestaltung. Neben all diesen Aktivitäten setzte er beständig seine Arbeit fort. Eine Ausstellung im HfG-Archiv zeigt jetzt eine Auswahl von 100 Plakaten, die ihn auch international bekannt machten. Im Mai dieses Jahres wäre er 100 Jahre alt geworden.
Protest! gestalten: Von Otl Aicher bis heute
12.11.2022 – 16.4.2023
Museum Ulm
Marktplatz 9
D-89073 Ulm
Tel.: +49-731-1614330
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 6 €
www.museumulm.de
Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Museum Ulm
Erstveröffentlichung in kunst:art 88
