Artsplash | Jungweinprobe von Saale-Unstrut und Sachsen

Artsplash 25.04.2016

Der längste Verkostungstresen einer Jungweinprobe in Deutschland fand in diesem Jahr im Lichthof der Rotkäppchen Sektkellerei in Freyburg an der Unstrut statt. Foto von Artsplash

Der längste Verkostungstresen Deutschlands

Bevor die Unstrut in die Saale bei Naumburg fließt, hat sich hier ein Künstler ausgesprochen wohlgefühlt: Max Klinger. 1903 kaufte er einen Weinberg in Großjena und aus dem Weinberghäuschen wurde das „Radierhäuschen“, das man heute besuchen kann. Ein Jahr vor seinem Tod, 1919, verlegte er seinen Hauptwohnsitz von Leipzig nach Großjena. Vor 25 Jahren fand die 1. Ostdeutsche Jungweinprobe am 8. März 1990 in Bad Kösen statt. 61 Weine wurden damals aufgeboten. Der Hintergrund war, kaum ein Mensch im Westen kannte die Weine aus Sachsen-Anhalt und Sachsen. Der Journalist Rudolf Knoll war schon zu Ostzeiten mit Winzer Udo Lützkendorf befreundet und meinte kurz nach dem Mauerfall: „Udo, ihr müsst was tun, eure Weine im Westen kennt kaum einer.“ Die Idee der gemeinsamen Jungweinprobe war aus der Taufe gehoben.

Home of Rotkäppchen Sekt, die Rotkäppchen Sektkellerei in Freyburg an der Unstrut. Foto von Artsplash
Home of Rotkäppchen Sekt, die Rotkäppchen Sektkellerei in Freyburg an der Unstrut. Foto von Artsplash

In diesem Jahr fand die Große Gemeinsame Jungweinprobe am 15. April 2016 in Freyburg/U. statt und wie gewohnt im Lichthof der Rotkäppchen Sektkellerei. 229 Weine und sieben Sekte – die bisherige Höchstzahl – kamen zur Verkostung auf den Verkostungstresen und erstmals hatte man auf die Stehtische verzichtet, weil der Platz nicht ausreichte. 35 Weingüter aus Sachsen-Anhalt und 21 aus Sachsen stellten ihre kostbaren neuen Tropfen an. Es ist die größte Jungweinprobe in Deutschland. Ab 14 Uhr war die Verkostung öffentlich und sie wurde mit großem Interesse wahrgenommen.

„Sag mal Werner, wo steht euer Wein?“ Werner Längricht schaut mich streng über seine Brille hinweg an: „Das sage ich dir jetzt schon zum zweiten Mal, Nummer 145 und er passt sehr gut in diese Verkostung.“ Ich gebe zu, bei so vielen Weinen und Winzern, die man trifft, hatte ich mein angestrebtes Ziel leicht aus den Augen verloren. Der Weingarten Längericht in Weischütz gehört zu den kleinen Weingütern im Unstrutgebiet und wird gern von der heimischen Presse übergangen, weil zu klein. Sein Bruder Bernd und er betreiben gemeinsam den Weinberg mit viel Engagement.

Der Weißburgunder vom Weischützer Nüssenberg der Gebrüder Längricht ist feinherb ausgebaut. Sozusagen die Vorstufe zu halbtrocken und er mundet hervorragend. Ich bin kein Freund von halbtrocken, es gibt jedoch Weine, die etwas mehr Süße vertragen oder eben feinherb ausgebaut sind. Florian Deckert vom gleichnamigen Weingut hat seinen Morio Muskat vom Freyburger Schweigenberg halbtrocken ausgebaut und das ist ihm exzellent bekommen.

Eine sichere Bank ist das Thüringer Weingut Bad Sulza, das von Kathrin und Andreas Clauß betrieben wird. Der Bacchus vom Jenaer Grafenberg, eine Einzellage des privaten Weingutes, macht richtig Freude. Von den aus Sachsen angestellten Weinen hat mich das Weingut Kastler Friedland aus Radebeul begeistert. Allen voran die Scheurebe von 2015. Das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth brillierte mit zwei Sekten, der Hommage 1836 Weiss-Sekt und der Hommage 1836 Rosé-Sekt. Beide sind extra trocken und machen dem Gaumen richtig Spaß. Mein Favorit aus Brandenburg ist seit vielen Jahren Weinbau Dr. Lindicke. Dieses Mal begeisterte mich der Sekt Fridericus (brut) aus der Rebsorte Saphira. Im kommenden Jahr findet die Große Gemeinsame Jungweinprobe von Saale-Unstrut und Sachsen in Sachsen statt.

Text: Nadja Naumann | Bild: Nadja Naumann
Externer Link: Weinbauverband Sachsen

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