von Sabine Scheltwort //
Wenn die Welt immer digitaler wird, ist es Zeit, die direkte Auseinandersetzung mit sinnlich erfahrbaren Objekten zu suchen, findet der oberösterreichische Kunstverein, und lädt deshalb zwei Künstlerinnen ein, die mit realen Gegenständen arbeiten.
Burga Endthadt wurde 1961 in Günzburg geboren. Ihre erste Begegnung mit sinnlichem Material waren Paramente, also Stoffe, die im Kirchenraum und in der Liturgie verwendet werden. Sie machte eine Ausbildung zur Paramentstickerin, bevor sie an der Akademie der Bildenden Künste in München studierte. In ihrem „Tagebuch“ nimmt sie sich täglich ein DIN-A-4 großes Blatt Papier vor, das sie in unterschiedlichen Techniken bearbeitet. Für eine andere Serie bearbeitet sie mehrere Meter lange Bahnen aus Transparentpapier mühevoll vollflächig mit Stiften, bis sie von einer glänzenden schwarzen Schicht bedeckt sind. Anschließend werden mit Tusche filigrane, japanisch anmutende Landschaften daraus, die frei im Raum hängen. Andere Bahnen verarbeitet Endthadt zu fragilen Scherenschnittkleidern.
Während ihren Werken etwas Kontemplatives innewohnt, arbeitet die 1960 im oberösterreichischen Wels geborene Gabriele Gruber-Gisler mit benutzten Möbelstücken aus ihrem eigenen Bestand, etwa einem schlichten Bett. Sie verpasst ihnen rätselhafte Attribute und befördert sie so von der Banalität des Alltags in die Traumwelt der Kunst. Die Künstlerin, die 2001 den österreichischen Keramikpreis erhielt, erforscht nicht ohne Humor das „geheime Leben der Dinge“ – Alltagsgegenstände, die sie auch mit selbstironischer oder umweltkritischer Brille betrachtet.
Text aus der kunst:art 57
Dialektik des Alltags
14.9. – 11.10.2017, Galerie Oberösterreichischer Kunstverein
Landstraße 31, A-4020 Linz
Tel.: +43-732-795355
Mo – Fr 15 – 19 Uhr
www.ooekunstverein.at
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.