Wer bin ich? Vollrad Kutscher im Kunsthaus Interlaken

17.9. – 19.11.2017 | Kunsthaus Interlaken

 

von Sabine Scheltwort //

 

Zwischen dem in Frankfurt am Main lebenden Künstler Vollrad Kutscher und der Schweiz gibt es viele Verbindungen. So entstand mit „Einatmen – Ausatmen“ (1992) eines seiner Hauptwerke gemeinsam mit dem Schweizer Schauspieler Norbert Klassen. Die Installation zeigt 144 Mal seinen auf eine Hand gestützten Kopf, installiert auf Holzsockeln in vier Reihen à 24 Terrakotta-Büsten. Auf den ersten Blick scheinbar eine gleichförmige Armada, doch dann erkennt der aufmerksame Betrachter, dass sich die Augen fast unmerklich ein wenig mehr schließen, sodass er beim Durchgang durch eine Reihe einen Wimpernschlag erlebt hat. Die Rückseiten der Köpfe sind von unterschiedlichen ornamentalen Zeichen markiert. Flankiert werden die überlebensgroßen Gesichtsmasken von zwei Monitoren, auf denen sie mit 24 Bildern in der Sekunde gezeigt werden.
Neben dieser strengen, meditativen Installation wirkt Kutschers Freundschaftsporträt mit dem Berner Künstler und Philosophen Lischka geradezu verspielt: Beide sind aus Kartoffeln geschnitzt und liegen geschrumpft als gemalte Bronzen auf einem Teller (2013/17). Wer bin ich? Diese Frage stellt sich auch in Kutschers Videoinstallation „Die Königin von Saba“, zu der ihn eine Schweizerin mit afrikanischen Wurzeln inspirierte, die sich in Europa nie wirklich heimisch fühlte. Er modellierte ihren Kopf aus Wachs wie eine äthiopische Nofretete und stellte sie ins blaue Licht eines Beamers. Für die Ausstellung neu entstanden sind unter anderem die Lichtinstallation „Rendezvous mit Stefan Kurt“  und die Reihe Schweizer Künstler als „Leuchtende Vorbilder“.

 

Text aus der kunst:art 57

 

Vollrad  Kutscher | Einatmen – Ausatmen
17.9. – 19.11.2017, Kunsthaus Interlaken
Jungfraustr. 55, CH-3800 Interlaken
Tel.: +41-33-8221661
Mi – Sa 15 – 18 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 8 CHF, erm. 5 CHF
www.kunsthausinterlaken.ch

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