Japanische Kunst von ihrer schönsten Seite

7.4. – 25.8.2019 | Langen Foundation

Installationsansichten Langen Foundation (© Langen Foundation, Foto Sebastian Drüen)

Seit 2004 ist die Langen Foundation vor den Toren Düsseldorfs zu Hause. In dem beeindruckenden Bau des japanischen Stararchitekten Tadao Ando wird jetzt eine Auswahl von über 80 Objekten japanischer Kunst aus dem umfangreichen Fundus der Sammlung gezeigt. Für diese Präsentation arbeitete die Sammlung mit einer externen Kuratorin zusammen und die Wahl fiel auf die ausgewiesene Japanexpertin des Züricher Museums Rietberg, Dr. Khanh Trinh. Sie verschaffte sich zuerst einen Überblick über die Sammlung. Die Sammlung gliedert sich in drei Themenbereiche: Religiöse Kunst, Blumen und Vögel sowie Landschaften. Ziel der Schau ist, die stilistische und formale Vielfalt in jedem der drei Bereiche aufzuzeigen. So werden die naturalistischen und detaillierten Darstellungen von Fauna und Flora der Kano-Schule den abstrahierten und stilisierten Kompositionen der Rinpa-Tradition gegenübergestellt.

Die Kano-Schule existierte von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und beruhte in der Lehre auf einer familiären Basis. Die Maler der Kano-Familie erbten den Hofmaler-Titel beim Shogun. Die Tradition der Rinpa existierte vom Ende des 16. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein. Das Besondere an der Rinpa-Schule war, dass kein direktes Lehrer-Schüler-Verhältnis bestand. Bezeichnend für diese Mal-Tradition war die Verwendung leuchtender Farben, einschließlich Gold- und Silberfarben.

Der Titel der Ausstellung „Eine erlesene Welt“ ist eine freie Übersetzung des Bildtitels von Uragami Shunkin für die mit Malachit und Azurit prächtig gemalte Darstellung einer imaginären, paradiesisch anmutenden Landschaft. Der Ansatz der Schau steht im scharfen Kontrast zu unserem heutigen Bild minimalistischer Kunst. Die japanische Kunst ist vielschichtiger als gedacht und beschränkt sich nicht allein auf monochrome Tuschemalerei oder am Zen-Buddhismus orientierte Kunst.

Über vier Dekaden trugen Viktor und Marianne Langen rund 350 Werke japanischer Kunst vom 12. bis zum 20. Jahrhundert zusammen. Es ist eine der umfassendsten und qualitätvollsten Sammlungen ihrer Art in Europa. In den 1960er Jahren führte eine Geschäftsreise Viktor Langen nach Japan und weckte das Interesse an japanischer Kunst und Kultur, die ihn zeitlebens nicht mehr losließ. Seitdem war das weitgereiste Ehepaar häufig zu Gast in dem 6852 Inseln umfassenden ostasiatischen Staat im Pazifik. Dabei waren sie stets auf der Suche nach erlesenen Kunstobjekten, verfolgten jedoch als Sammler kein bestimmtes Ziel, sondern verließen sich auf ihr intuitives Kunstempfinden. Anfangs erwarben sie Rollbilder, später buddhistische Skulpturen und kunsthandwerkliche Gegenstände. Freude am Sammeln schöner Dinge war das erste Kriterium von Viktor und Marianne Langen, aber sie achteten dabei immer auf die Qualität der erworbene Kunststücke. In ihrer exquisiten Sammlung japanischer Kunst befinden sich Plastiken von seltener Ikonografie. Was die Sammlung auszeichnet, ist, dass das Ehepaar direkt in Japan Kunst kaufte.

Eine erlesene Welt
7.4. – 25.8.2019
Langen Foundation
Raketenstation Hombroich 1
D-41472 Neuss
Tel.: +49-2182-570115
Täglich 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 5 €
www.langenfoundation.de

Text: Nadja Naumann
Bild: Langen Foundation
Erstveröffentlichung in kunst:art 67