Bauhaus auf links gezogen
Ein fettes Metallrohr, zum präzisen Halbkreis gekrümmt, steht mit beiden Enden auf dem Fußboden,
biegt sich also mit dem Bogen dem Raum entgegen – oder eine ähnliche Form, um 180 Grad gedreht
wie ein offener Buchstabe „U“, öffnet sich in den Raum. Man könnte hier an etwas monströse technische
Installationen denken oder an Elemente eines gewaltigen Baukastens. Eine ganz besondere Wirkung
aber ergibt sich, denken wir Hoffknechts hochgradig logische, aber eben als bildhauerische – damit per
Defintion zweckfreie – Metallobjekte zusammen mit einer der wichtigsten Denkschulen der angewandten
Gestaltung. Das Bauhaus, zum einhundertsten Jubiläum allseits ausgiebig gefeiert, bestimmt bis heute
das Erscheinungsbild unserer alltäglichen wie architektonischen Umgebung entscheidend mit; seine
Paradigmen der rationalen Formgebung gelten unverändert als musterhaft.
Aber was, wenn die technische Rationalität gar nicht so vernünftig ist, wie sie tut? Genau hier setzt das
Werk des Düsseldorfers Bildhauers Tobias Hoffknecht (* 1987) an. Die Galerie Crone in ihrer Berliner
Dependance in der Fasanenstraße lädt unter dem Titel „Needs“ zu einer großen Werkschau des
Künstlers, der auf leise wie hinterlistige Art die Prinzipien technischer Vernunft auf links zieht: Sind
unsere Dinge verrückt oder sind wir es? Der Minimalismus zeigt sich hier einmal nicht von der strengen
Seite, sondern offenbart humorige Dimensionen.
Tobias Hoffknecht. Needs
22.6. – 31.8.2024
Galerie Crone Berlin
Fasanenstr. 29
D-10719 Berlin
Tel.: +49-30-55237500
Di – Sa 11 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.galeriecrone.com/berlin
Text: Dieter Begemann
Bild: Galerie Crone Berlin
Erstveröffentlichung in kunst:art 98