Geistige Avantgarde
Hoch am Himmel zieht er majestätisch seine Kreise mit stets mystischer Anmut. Der Adler mitsamt seiner
Symbolkraft faszinierte Lothar Baumgarten und bildet ein stets wiederkehrendes Motiv in seinem Œuvre.
Vom Himmel ins Museum bringt der Künstler dieses durch großangelegte Installationen wie „Section –
125-25 64-58- Hommage à M.B.“, bestehend aus fünfzig Adlerfedern. Als Botschafter der Natur verweist
diese auf menschliche Schwächen etwa im Umgang mit derselben. Per Beschriftung der Federn mit
Namensgebung kolonialer Inanspruchnahme verdeutlicht die Arbeit zudem realgeschichtliche Tragödien.
Baumgarten selbst beschrieb hierzu: „Das menschliche Drama, die historische und politische Realität
sind in diesen Namen präsent.“
Themen wie Rassismus, Identität, Dualismen wie fremd und eigen sind heute hochaktuell, Baumgarten
jedoch beschäftigte sich bereits vor über vierzig Jahren mit ihnen. „Land of the Spottet Eagle“ zeigt nun,
als erste museale Ausstellung seit seinem Tod, Werke mit besonderem Fokus auf die
Auseinandersetzung des Künstlers mit Fragen zu Kolonialismus, Dekolonialisierung und
Postkolonialismus. Über die Sonderschau hinaus begeben sich Besucher auf Fährtenlese im Museum,
denn im Ausstellungsarrangement brechen die Werke Baumgartens mit dem Bestand und finden sich
unverhofft zwischen alten Meistern und Impressionisten. Besonders gelungen ist die Anordnung „Vom
Ursprung der Tischsitten“ vor Frans Snyders „Stillleben mit Wildschweinkopf“. Die Ausstellung kann bis
September besichtigt werden.
Lothar Baumgarten. Land of the Spotted Eagle
bis zum 1.9.2024
Von der Heydt-Museum
Turmhof 8
D-42103 Wuppertal
Tel.: +49-202-5636231
Di – Fr 11 – 18 Uhr, Do 11 – 20 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 10 €
www.von-der-heydt-museum.de
Text: Johanna Bayram
Bild: Von der Heydt-Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 98
