Orgien Mysterien Theater
Hermann Nitsch (1938–2022) wurde durch seine aufsehenerregenden Aktionen bekannt. Seit den 1960er-Jahren entwickelte er das Orgien Mysterien Theater und verknüpfte Performances, Aktionsmalerei, Zeichnung und Grafik, Musik und Literatur zu einem Gesamtkunstwerk, zu einem ästhetischen Ritual der Existenzverherrlichung. Die Welt als Ganzes solle angenommen werden, so Nitschs Theorie, „mit allen extremen, ihren Glücksmöglichkeiten, Grässlichkeiten und der Grausamkeit des Todes“. Nun hat ihn dieser vor zwei Jahren selbst ereilt und nach wie vor faszinieren seine Arbeiten. Die aktuelle Ausstellung in der Grazer Galerie Sommer soll nicht nur Nitschs Kunst näherbringen, sondern auch einen Schlüssel zum Verständnis des Orgien Mysterien Theaters bieten.
Im Zentrum der Ausstellung steht keine Schaffensperiode, sondern die Vermittlung des umfassenden Œuvres. Nicht die Schüttbilder stehen dabei im Vordergrund, der Fokus richtet sich vielmehr auf das, was von den so eindrücklichen wie ephemeren Aktionen übrigblieb. Zu sehen sind Werke aus fünf Jahrzehnten, die sich um das gigantische Daseinsdrama drehen. Gezeigt werden vorbereitende Notizen und Partituren, Aktionsfotografien und Relikte, die der Künstler später zu Installationen arrangiert hat. Körperabdrücke auf Bahren und Blutspritzer auf Kaseln vermitteln einen Eindruck von der Radikalität Nitschs Kunst und ergeben eine Ahnung jener existenziellen, geradezu kathartischen Erfahrung, die immer auch in die Frage nach dem Woher und Wohin mündet.
Hermann Nitsch
20.4. – 22.6.2024
Galerie Sommer
Liebenauer Hauptstr. 322
A-8041 Graz
Tel.: +43-316-810098
Mi – Fr 11 – 18 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr
Eintritt frei
www.galeriesommer.com
Text: Stefan Simon
Bild: Galerie Sommer
Erstveröffentlichung in kunst:art 97