Trau, schau wann
Bilder können ambivalent sein. Was ein Grundsatz des kritischen Medienkonsums sein sollte, vor allem im Falle der scheinbar objektiven Fotografie, wird bei Iman Issa zum Ausgangspunkt einer Ausstellung. Die unterschiedlichen Empfindungen, die Fotos zu unterschiedlichen Zeiten auslösen können, evoziert sie in der Schau bei Carlier Gebauer durch die Kombination unterschiedlicher, teils auch gegensätzlicher Fotos zur selben Zeit. Dabei erzeugt sie eine gewisse Steigerung des Gegensätzlichen. So arbeitet sie in einer Installation mit zwei Fotografien gleichen Namens, die sich aber im Zeitpunkt ihres Entstehens unterscheiden. Deutlicher wird die Bedeutungsverschiedenheit in einer weiteren Installation, in der zwei Selbstporträts zusammengebracht werden, und zwar einmal als Hannah Arendt, einmal als Georges Henein, einem ägyptischen Schriftsteller und Zeitgenossen Arendts – womit zumindest die offensichtlichen Gemeinsamkeiten bereits benannt sind. Vollends vom Konträren ins Kontradiktorische wenden sich die bivalenten Fotografie-Paarungen Iman Issas in den Arbeiten „Portrait (Not for Sale)“ und „Hier Spricht Der Feind (For Sale)“. In beiden Fällen steht die Möglichkeit des Kaufs im Gegensatz zum Titel der Arbeiten.
Mit „Photograph—(Un)Like (M)Any Other(s)“ ist die zweite Ausstellung der Ägypterin in der Galerie Carlier Gebauer zu sehen, die mit ihren Arbeiten in den letzten Jahren im Hamburger Bahnhof in Berlin, im MoMa, im Guggenheim.Museum und weiteren Museen weltweit zu sehen war.
Imam Issa
26.4. – 22.6.2024
carlier | gebauer, Berlin
Markgrafenstr. 67
D-10969 Berlin
Tel.: +49-30-24008630
Di – Sa 11 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.carliergebauer.com
Text: Christian Hofmann
Bild: carlier | gebauer, Berlin
Erstveröffentlichung in kunst:art 97