
Und noch einmal die Frauen
Ausstellungen, die das Verhältnis bedeutender Künstler der Moderne des 20. Jahrhunderts zu Frauen zeigen – als Muse, Modell, Geliebte, Ehefrau, Ex … – gab es in jüngerer Zeit einige. Da passt es gut ins Bild, dass die Galerie Michael Werner sich nun Picabia (1879–1953) vorgenommen hat. Die Ausstellung „Picabias Frauen“ wurde eröffnet im Rahmen des Berliner Gallery Weekends am 26. April, hat aber natürlich weit darüber hinaus Relevanz, weil Francis Picabia zum einen einer der wichtigsten Köpfe der (vor allem Pariser) Moderne war und zum anderen eben auch sich häufig mit Frauen – im Leben und in der Kunst – auseinandergesetzt hat. Das Thema ist also biografisch so ergiebig wie künstlerisch. Zumal ja nun ganz typisch für diesen Künstler ist, dass er so wenig wie kaum ein zweiter sich jemals hat festlegen lassen auf irgendeine genau definierbare Position: Von den dadaistisch-surrealistischen Anfängen ging es mit einem Abstecher zum analytischen Kubismus zur Maschinenlyrik, der wiederum die Wendung zu einer Art von Klassizismus folgte, was Exkurse ins Soft-Pornografische keineswegs ausschloss … Mit einigem Recht könnte man sagen, dass mit diesen wilden und unbedenklichen Stilwechseln Francis Picabia ein Postmoderner „avant la lettre“ war. Man darf gespannt sein, welche Facetten dieses Tausendsassas in der Ausstellung der Galerie Werner zu finden sein werden.
Picabias Frauen
26.4. – 22.6.2024
Galerie Michael Werner
Hardenbergstr. 9a
D-10623 Berlin
Tel.: +49-30-31491880
Di – Fr 11 – 18 Uhr, Sa 10 – 16 Uhr
Eintritt frei
www.michaelwerner.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Galerie Michael Werner
Erstveröffentlichung in kunst:art 96