Auf den Punkt gebracht

27.6. – 6.10.2019 | Kunstmuseum Bonn

Für viele Künstler ist das Zeichnen die Vorstufe zum eigentlichen Werk, manchmal auch nur der visualisierte Ausdruck des sich mit etwas Beschäftigens. Die Zeichnung quasi als Notiz des Künstlers. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass meist die Möglichkeiten des Zeichnens bei weitem nicht ausgeschöpft werden. Es ist ein Kratzen an der Oberfläche.

Ganz anders bei Nanne Meyer (* 1953), die an der Hochschule für bildende Künste Hamburg studiert hat und bis 2016 immerhin 22 Jahre lang Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee war. Sie zeichnet, um zu zeichnen – und zwar ausschließlich! Dabei lotet sie aber auch die Möglichkeiten aus, angefangen beim Material: Sie verwendet nicht nur den altgedienten Bleistift, sondern neben Buntstiften auch Kreide, Tinte und sogar Dispersionsfarbe, Gouache und Lack. Auch Fundstücke des alltäglichen Lebens, Landkarten, Lehrbücher und Schablonen fließen in ihre Arbeit ein. Nanne Meyer testet aus, was Zeichnung alles kann und wo denn möglicherweise Grenzen liegen.

Das Kunstmuseum Bonn zeigt die in Berlin lebende Künstlerin mit einer umfassenden Ausstellung, die ihr Werk von den 1980ern bis heute umfasst. So werden auch Zeichnungen gezeigt, die gezielt für diese Ausstellung angefertigt wurden. Es wird ein ausführlicher Blick auf eine Künstlerin geworfen, die dem Medium der Zeichnung mit großer Fantasie und vor allem großem Können neue Wege ermöglicht hat. Wege, die weit über die reine Bleistiftzeichnung hinausgehen.

Nanne Meyer. Gute Gründe
27.6. – 6.10.2019
Kunstmuseum Bonn
Museumsmeile
Friedrich-Ebert-Allee 2
D-53113 Bonn
Tel.: +49-228-776260
Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 21 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 3,50 €
www.kunstmuseum-bonn.de

Text: Mathias Fritzsche
Bild: Kunstmuseum Bonn
Erstveröffentlichung in kunst:art 68

Über Mathias Fritzsche 117 Artikel
Ein Thema jagt das nächste: Der Wochengipfel hält ein oder zwei Themen fest und bringt sie in Erinnerung. Was war vergangene Woche so wichtig, dass man Schnappatmung bekam und ist diese Woche dennoch schon vergessen? Oder über welche Nachricht hat man sich so gefreut, dass man auf den Balkon ging und die Nachricht für die ganze Welt in den Abendhimmel geschrien hat?