Dichtender Zeichner zeichnet Dichter

15.11.2019 - 15.3.2020 | Horst-Janssen-Museum

Es gab wohl wenige bildende Künstler, die ein derartig enges, ja inniges und intimes Verhältnis zur Sprache hatten wie Horst Janssen. Der 1929 in Hamburg geborene Künstler hat aus Naturstudium und skurriler Fantastik mit seinem ganz eigenen, nervösen Strich eine ganze Welt geschaffen, in der „das Wort“ höchsten Rang innehatte. Im Zuge einer weiteren Expedition ins Janssens’sche Universum nimmt sich das nach ihm benannte Museum in Oldenburg nun diese Facette ganz besonders vor. Nachdem es in der Sommerausstellung um die Auseinandersetzung Janssens (Hommage oder Verriss, je nachdem) mit den Kollegen der bildenden Zunft gegangen war, ist jetzt unter der Überschrift „Kosmos Janssen: Wie er schreibt_“ die literarische Dimension dran.

Erwartungsgemäß finden sich da Porträts von Referenzgrößen wie Nicolai Gogol oder Theodor Fontane. Packend, wie sich das dünne Liniengewirr beim Altersbildnis Tolstois strudelnd verdichtet zum intensiven Blick des weisen Grafen. Aber vor allem sind eigene Texte zu entdecken, bei denen der Künstler sich, so die Selbstbeschreibung, als veritabler „Wörterer“ erweist. Die Assoziationen rasen, oft auf parallelen Gleisen bildlich und sprachlich, nur so dahin, fantasievolle Wortschöpfungen überraschen und erfreuen allüberall. Seien es Gedichte oder Essays, Tagebuchaufzeichnungen und vor allem die Briefe, die den Adressaten (und besonders lustvoll die Adressatin) verbal umschlingen, Janssens leidenschaftliches Interesse an Sprache, Literatur und Literaten ist umfassend!

Kosmos Janssen: wie er schreibt_
bis zum 15.3.2020
Horst-Janssen-Museum
Am Stadtmuseum 4-8
D-26121 Oldenburg
Tel.: +49-441-2352891
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 3,50 €, erm. 1,50 €
www.horst-janssen-museum.de

Text: Dieter Begemann
Bild: Horst-Janssen-Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 71

Über Dieter Begemann 270 Artikel
Begemanns Blog: Sternschnuppen An dieser Stelle soll es um ästhetische Sternschnuppen gehen und, wie es die Schnuppen so machen, sollen sie hin und her zischen auf manchmal verblüffenden Kursen – kreuz und quer! Ich konnte (und musste zum Glück mich auch nie) entscheiden zwischen praktisch-bildkünstlerischen und theoretischen Interessen: Ich liebe Malerei und Bildhauerei, begeistere mich für Literatur, bin ein Liebhaber von Baukunst und Design –aber meine absolute Leidenschaft gehört der Gestaltung von Gärten und Autos. Und, eh ich’s vergesse: natürlich dem Film!!