Veronese in 3D

15.05.2020 - 10.01.2021 | Kunstsammlungen der Veste Coburg

Es gibt Dinge, denen man ihr Alter nicht ansieht. Zwar ahnt man, dass man es weder mit etwas Antikem noch mit etwas Zeitgenössischem zu tun hat, aber da keine eindeutigen Merkmale einer spezifischen Epoche vorliegen, um den Weg zu weisen, tappt man letztlich im Dunkeln. Dies gilt außerhalb der ausgewiesenen Kennerschaft auch für jene Glasarbeiten des italienischen Malers und Designers Vittorio Zecchin, die während seiner Jahre als künstlerischer Leiter bei Cappellin und Venini entstanden und die nun gebündelt in Coburg ausgestellt werden.

Zecchin, der 1878 auf Venedigs kleiner Nachbarinsel Murano geboren wurde, hatte sich nach Studienjahren in Venedig als Maler voll und ganz dem Jugendstil verschrieben, bevor er geistig und beruflich zu jenem Produkt gelangte, das ihm in die Wiege gelegt wurde. Die Einwohner Muranos wachten schließlich über Jahrhunderte streng über die Herstellungsverfahren ihres berühmten farbigen Glases. Dabei angekommen, hatte sich Zecchin allen Dekors des Jugendstils entledigt und begann damit, von der Oberfläche schlicht und in der Farbigkeit monochrom zu gestalten, ohne jedoch dabei mit dem formalen Spiel zu geizen. Es sind weit ausholende Gesten in den Entwürfen zu erkennen, lang geschwungene Henkel und wülstige Füße. Im transluziden Glas gefertigt, erscheinen sie jedoch leichter als alles, was man sonst mit Murano verbindet. Das berühmteste Stück – eine ovoide Vase – entlehnte Zecchin einem Detail aus Paolo Veroneses berühmter Verkündigung. So viel noch einmal zum Thema zeitloses Design.

 

 

Vittorio Zecchin. Glas für Cappellin und Venini
bis zum 10.1.2021
Kunstsammlungen der Veste Coburg
Veste Coburg
D-96450 Coburg
Tel.: +49-9561-8790
Täglich 9:30 – 17 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 2 – 6 €
veste.kunstsammlungen-coburg.de

Text: Julius Tambornino
Bild: Kunstsammlungen der Veste Coburg
Erstveröffentlichung in kunst:art 75