Dass man mit Kultur vielleicht zunächst an Museen, Galerien und tagsüber geöffnete Institutionen denkt, mag sein, doch Kultur bedeutet stets auch Gemeinschaft und auch nachts gibt es Formen der Zusammenkunft, Rituale und spezielle Orte, an denen Gemeinschaft stattfindet: nämlich in der Clubkultur. Und genau diese wird in der aktuellen Sonderausstellung im Münchner Stadtmuseum untersucht.
Die Ausstellung widmet sich Orten wie dem berühmten Atomic Café, das als begehbare Installation nachgebaut zu erleben ist, aber auch bestimmten Nächten und Festen wie dem legendären Black and White Drag Ball im Jahr 1985, der Geburtstagsparty von Freddie Mercury im Hendersons in der Müllerstraße. Sie gibt Einblicke und Rückblicke in die Clubs und Bars der bayerischen Metropole, in denen bereits in den 1970er-Jahren der griechische Fotojournalist Dimitri Soulas gemeinsam mit dem Amerikaner Sammy Davis Jr. feierte.
Ein bisschen Zeitreise, ein wenig Spurensuche und nostalgisches Schwärmen, aber auch Dokumentation von Personen und Persönlichkeiten – bekannt oder unbekannt – bietet die Schau und ist nicht nur für den Münchener interessant. Denn die gezeigten Exponate des Nachtlebens von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart verdichten sich zwar auf den Münchener Raum, tangieren dabei aber ganz universelle und globale Themen wie Genderfragen, Sexualität, modische und stilistische Identifikatoren, Drogenkonsum sowie die eigenständiges Codes, also Sprache eines nächtlichen Gemeinschaftgefüges. Die Objekte, Installationen und Fotografien lassen den Besucher durch mehr als acht Jahrzehnte stromern und lenken uns nicht zuletzt auch auf die Frage nach den Pandemie-Auswirkungen auf die Clubkultur.
Nachts. Clubkultur in München
bis zum 1.5.2022
Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
D-80331 München
Tel.: +49-89-23322370
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 3,50 €
www.muenchner-stadtmuseum.de
Text: Dr. Denise Susnja
Bild: Münchner Stadtmuseum
Erstveröffentlichung in kunst:art 82
