Piet Mondrian (1872–1944) gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Konstruktivismus und einer der Begründer der abstrakten Malerei. Der Niederländer wurde für viele Künstler zum Vorbild, so auch für Leon Polk Smith (1906–1996).
Der amerikanische Künstler wird zum ersten Mal mit einer Ausstellung in der Schweiz präsentiert und nach gut zwanzig Jahren ist es die erste institutionelle Einzelpräsentation in Europa. Klingt ganz danach, dass Leon Polk Smith neu entdeckt wird mit dieser umfangreichen Retrospektive.
Von Mitte der 1940er-Jahre bis in die späten 1980er-Jahre präsentiert das Haus auf vier Etagen chronologisch Werke aus fast allen Schaffensphasen des Künstlers, der sich der geometrischen Abstraktion zuwandte und zu den Mitbegründern der Hard-Edge-Malerei zählt.
Zur Welt kam Smith in Chickasha, im „Indian Territory“. Mutter und Vater hatten jeweils ein Elternteil aus der Gemeinschaft der Cherokee. 1907, ein Jahr nach Smiths Geburt, ging Chickasha in den neu gegründeten Bundesstaat Oklahoma über. Nach dem Abschluss der High School 1924 arbeitete Smith in der Landwirtschaft auf verschiedenen Farmen, im Straßenbau und beim Bau von Telefonanlagen in Arizona. Das sollte sich ändern, als die Eltern die eigene Ranch aufgaben und auf seine finanzielle Unterstützung verzichten konnten. Von 1931 bis 1934 machte er seinen Bachelor of Arts in Englisch und arbeitete anschließend als Lehrer. Jedoch machte ihm eine schwere Erkrankung einen Strich durch die Lebensrechnung. Er holte seinen Master of Arts an der Columbia University in New York City nach und kehrte 1938 in seine Heimat zurück. 1939 reiste er nach Europa – Deutschland besuchte er nicht – und 1940 nach Mexiko. In den 1930er-Jahren begann Smith nebenbei zu malen. Mit der Übersiedlung nach New York 1944 kam es vermehrt zu Kontakten mit Künstlern und dem Vertrautwerden mit Werken der klassischen Moderne.
Doch sein neues kreatives Zuhause wurde das Werk von Mondrian, das ihn zu einer eigenen Form der Abstraktion führen sollte. Während Mondrian sich an die strenge in Quadrate und Rechtecke unterteilte Geometrie hielt, ließ sich Smith von einer Sportartikelbroschüre inspirieren, in der es unter anderem um Basket-, Tennis- und andere Bälle ging. Diese weichere, in einem Kreis abgeschlossene und in sich geschlossene Form der Geometrie wurde für den Künstler wegweisend. Ihm gelang in dieser klaren Formensprache das Kunststück, seine eigenen familiären Wurzeln und Kultur einzuarbeiten.
Gleichzeitig öffnete er sich neuen Ideen, sodass sich sein Werk über die Jahre kontinuierlich weiterentwickelte. Diese Neugier des Künstlers überträgt sich beim Betrachten der Arbeiten auf den Besucher. Es ist ein Stück gute Laune und Lebensfreude, die sich beim Betrachter einschmeichelt und wohlig breit macht. Zugleich verströmen die vom Künstler gewählten Farben eine gewisse Ruhe. So, als sei vorher alles genau perfekt durchdacht worden von Leon Polk Smith, der in seiner Abstraktion künstlerisch aufblühte.
Die Autorin schätzt die abstrakte Malerei nicht allein in der Kunst, sondern auch in der Mode.
Leon Polk Smith. Going Beyond Space
9.2. – 7.5.2023
Museum Haus Konstruktiv
Selnaustr. 25
CH-8001 Zürich
Tel.: +41-44-2177080
Di – So 11 – 17 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Eintritt: 18 CHF, erm. 12 CHF
www.hauskonstruktiv.ch
Text: Nadja Naumann
Bild: Museum Haus Konstruktiv
Erstveröffentlichung in kunst:art 90