Der Winter ist vorbei und nun öffnen auch die Museen im tiefen Norden Deutschlands ihre Pforten. Tatsächlich ist es auch an diesen Tagen kalt gewesen im Norden, den Schnee sollte es aber im Süd-Osten geben. Auf nichts ist mehr Verlass!
Zum Museum Kunst der Westküste kommt man nur mit der Fähre – denkt man, ist ja schließlich eine recht kleine Insel. Ein Journalistenkollege belehrte mich eines besseren: Von Sylt aus kann man mit einer kleinen Propellermaschine bis nach Föhr fliegen, wo es tatsächlich auch einen kleinen Flughafen gibt. Der Flug dauert nur einige Minuten und soll an Taxifahren erinnern – auch deshalb, weil man doch recht niedrig fliegt.
In der Regel kommt man aber mit der Fähre von Dagebüll nach Föhr, das Übersetzen dauert etwa 50 Minuten und nur extrem selten fällt eine Überfahrt wegen schlechten Wetters aus, da durch die verschiedenen Inseln vor der Küste die Gegend sehr geschützt liegt.
Das Museum Kunst der Westküste wurde vom Kunstsammler Prof. h.c. Frederik Paulsen, dessen Familie ursprünglich mal auf Föhr lebte, gegründet und 2009 eröffnet. Thema des Museums und der Sammlung ist das Meer mit den Menschen, dem Wetter und all dem, was dazu gehört. Besonders stolz ist man im Museum auf die umfangreiche Max Liebermann-Sammlung – immerhin 36 Werke des beliebten Künstlers.
Zwar hat das Museum über Weihnachten und Silvester geöffnet, aber ab Anfang Januar bis Ende Februar wird für zwei Monate eine Pause eingelegt. Danach gibt es dann eine große Eröffnung mehrerer Ausstellungen: Je eine neue Präsentation der Sammlung, eine zeitgenössische Themenausstellung mit verschiedenen Medien (vor allem Video) und eine Fotografie-Ausstellung im Obergeschoss. Dieses Jahr kam noch eine Ausstellungsintervention eines ehemaligen Artist in Residence-Künstlers hinzu. Die Sammlungspräsentation besteht dieses Jahr aus den Neuerwerbungen der vergangenen vier Jahre. Es ist beachtlich, was auf Föhr in den vergangenen sieben Jahren geleistet wurde und erfreulich, wie sich der Gründer einerseits weiterhin um „sein Kind“ kümmert, andererseits aber bescheiden im Hintergrund bleibt. Hätte er sich doch bei der sehr gut besuchten Eröffnung feiern lassen können (insbesondere da die Neuerwerbungen präsentiert wurden) – nicht so der Gönner, der aus der Ferne genießt, Anteil nimmt und die erste Reihe den festen Mitarbeitern im Museum, allen voran der Direktorin Prof. Dr. Ulrike Wolff-Thomsen und der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Christiane Morsbach, überlässt. Kurzum: Tolles Haus – super Team – perfekter Stifter!
Nur eine halbe Autostunde entfernt – sobald man erst mal auf dem Festland ist – befindet sich die Nolde Stiftung Seebüll. Auch diese macht eine kurze Winterpause und nutzt diese Zeit, um die große Jahresausstellung zu planen. Dieses Jahr kommt noch hinzu, dass es sich um ein Jubiläumsjahr handelt: 60 Jahre Nolde Stiftung Seebüll! Zum Jubiläum zeigt die Stiftung das Spätwerk Noldes, wozu sie prädestiniert ist, da sich gerade aus dem Spätwerk die wichtigsten Werke dort befinden. Nolde hat die Jahre nach dem Krieg gemeinsam mit seiner Frau Ada die Stiftung geplant und Schlüsselwerke für diese behalten. Dr. Christian Ring, der Leiter der Stiftung, schätzt das Spätwerk Noldes sehr. Er erwähnt die Ruhe und den klaren Strich der Werke.
Dr. Christian Ring berichtet auch, dass die Forschungsergebnisse zu Noldes Verhältnis zum Nationalsozialismus voranschreiten. Der Zwischenbericht zeigt, dass Nolde auch gegen Ende des Zweiten Weltkriegs noch dem Nationalsozialismus nahe stand und dass daran auch das Berufsverbot nichts geändert hat. 2017 soll es einen Schlussbericht geben, der dann auch veröffentlich wird. Die Stiftung möchte mit absoluter Transparenz vorgehen und auch eigene Fehler dabei aufarbeiten. Ein respektabler, ein vorbildlicher Schritt, dem man Erfolg wünscht, auch damit andere dem nacheifern!
Text: Mathias Fritzsche; Bilder: Atelier Verlag
Externe Links: Museum Kunst der Westküste, Nolde Stiftung Seebüll
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