Werner Ewers, Patrick Le Corf – Profile in der Kunst am Oberrhein

14.7. – 6.11.2016 | Sammlung Hurrle Durchbach

Die Reihe „Profile der Kunst am Oberrhein“ benennt einen Kulturraum, der sich nicht durch Linien begrenzen lässt. Der Rhein hat zwei Ufer, trennt aber nicht nur Länder, sondern verbindet sie auch. Mitunter stehen am Ende der binationalen Verbindungen auch überraschende Pointen. So wie bei dem in Kehl lebenden Bildhauer Werner Ewers, der von Anbeginn seiner Karriere an starke Verbindungen nach Frankreich hielt, und dem aus der Bretagne stammenden Maler Patrick Le Corf, der im badischen Bühl lebt, aber die atmosphärische Topografie seiner Heimat auch am lieblichen Oberrhein bewahrt. Kennengelernt haben sich die beiden Künstlerfreunde auf der bretonischen Insel Groix.

Werner Ewers, 1941 in Kehl geboren, erhielt seine künstlerische Ausbildung zu Beginn der 1960er Jahre zunächst an der Ecole municipale des arts décoratifs in Straßburg, später an der Stuttgarter Kunstakademie. Erst 1983 widmete er sich der Bildhauerei – und seine Vorliebe für grafische Strukturen ist heute noch erkennbar. Gerne beschäftigt sich der Künstler mit dem Dialog zweier Materialien und macht daraus ein Zwiegespräch zwischen dem Gewachsenen und dem Konstruierten. Diese grundsätzliche abstrakte Problemstellung eröffnet eine Welt formaler und inhaltlicher Assoziationen: Spielarten des Regelhaften zügeln, umschließen oder ergänzen gewachsene Formen oder vorgefundene Strukturen. Werner Evers liebt den Schiefer, „Man muss sehr zärtlich mit ihm umgehen, ein falscher Schlag und er zerspringt. Es ist ja ein organisches Material, das riecht man, und es kann Wärme speichern.“ Der bevorzugte Dialogpartner, das Pappelholz, wird nicht nur dank bildhauerischer Eingriffe künstlerisch gefügig gemacht, sondern ergänzt auch als roher Block die gestaltete Form. Nicht zuletzt inspiriert der haptische Reiz seiner Materialien den Künstler; er hilft ihm auch, dem Betrachter seine Kunst im Wortsinn „begreifbar“ zu machen.

Patrick Le Corf wurde 1950 in Enghien-les-Bains geboren und erhielt seine künstlerische Ausbildung in der bretonischen Hafenstadt Lorient und an der Ecole Nationale des Beaux-Arts in Paris. Seit vielen Jahren lebt er mit seiner Familie im badischen Bühl und auf der Insel Groix. Die Weite des Meeres, das ständig wechselnde Licht, die vom Winde verwehte Welt, die keinen Blick mehr auf das Detail zulässt, sind Inspirationsquellen, die sein Werk seit Jahrzehnten speisen. Dabei geht es ihm nicht um die Naturnachahmung – „ich male sie nicht ab, sondern betrachte sie, lasse mich von ihr einnehmen“ – sondern um die Schaffung einer parallelen künstlerischen Welt, die mit dieser Erinnerung spielt. Le Corfs Meer riecht nicht nach Salz oder Seetang, sondern nach Öl. Das Sfumato seiner bewusst eingegrenzten Palette reflektiert brillant das flirrende, diffuse Licht, das am Horizont die Elemente übergreift und in das sparsame Kulissen der Realität – Mauern, Masten oder industrielle Ruinen – eingepflockt sind. Die bewusst theatralische Inszenierung einer Vision erscheint als Ziel der Malerei von Patrick Le Corf  –  und die bretonische Insel Groix als Geburtshelfer zweier unterschiedlicher Kunstformen.

Text:Sammlung Hurrle Durbach | Foto: Sammlung Hurrle Durbach
Externer Link: Sammlung Hurrle Durchbach

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