Artsplash | Ein Künstler, der bis heute Rätsel aufgibt

bis 24. Juni 2018 | Man Ray im Kunstforum Wien

Man Ray, Noire et Blanche, 1926 (um 1970), Silbergelatineprint, Privatbesitz, Courtesy Galerie 1900-2000, Paris © MAN RAY TRUST/Bildrecht, Wien, 2017/18.

 

Man Ray, Solarized Portrait of Lee Miller, 1929. Silbergelatineabzug
Museum Ludwig, Köln.
© Rheinisches Bildarchiv, Köln. © MAN RAY TRUST/Bildrecht, Wien, 2017/18.

Das Kunstforum Wien zeigt bis zum 24. Juni 2018 einen der wohl mit spannendsten Künstler des 20 Jahrhunderts. Man Ray (1890 – 1976) gilt in den USA mittlerweile als eine Ikone. In Europa verhält es sich ein wenig anders. Wobei ich, als eine die im Osten Deutschlands beheimatet ist sagen muss, dass wir in der Kunstszene der DDR Man Ray als ein großes Vorbild sahen. Er war uns nicht fremd, er war uns nah. Vielleicht, weil er uns mit seinen eigenwilligen Fotografien bezauberte.

Man Ray, Gabrielle Chanel, 1935/36 Silbergelatineprint
Museum Ludwig, Köln.
© Rheinisches Bildarchiv, Man Ray, rba_d032664_01.
© MAN RAY TRUST/Bildrecht, Wien, 2017/18.

Mich persönlich berührt die Aufnahme von der phantastischen Modeschöpferin Coco Chanel, die Man Ray 1935 ablichtete und die in der Ausstellung zu sehen ist. Ich bekam vor einiger Zeit diese Aufnahme als Postkarte. Vorausgegangen war eine Diskussion mit einem Freund über Armreifen. Wenn man sich die Aufnahme von dieser eigenwilligen Lady anschaut fällt einem auf, dass sie ihre eigenen entworfenen Armreifen sowohl links als auch rechts am Handgelenk trägt. Coco Chanel war ihrer Zeit weit voraus und sie sollte uns Frauen vom Korsett befreien und praktische Hosen in Mode bringen. Die Idee zu den Hosen kamen der Chanel durch das Reiten. Bis zu ihrem Lebensende blieb sie den Pferden eng verbunden und sie dürfte mit eine der ersten Reiterinnen gewesen sein, die sich im Polo versuchte.Doch jenes Foto von Man Ray sagt noch viel mehr über diese Revolutionärin der Mode aus. Zum einem sind es die langen Perlenketten, die bis heute mal mehr oder weniger in Mode sind und der Hut. Rauchen galt lange als ein Privileg der Männer. Sie scherte sich nicht darum. Und dann war Coco Chanel die Erfinderin des kleinen Schwarzen. Egal ob als Kleid, Zweiteiler oder Hosenanzug: in schwarz ist man als Frau immer gut gekleidet.

Natürlich gibt es unzählige Fotografien von Coco Chanel, aber Man Ray erfasste mit der Aufnahme auch den Stolz und Würde dieser Frau und ich empfinde dieses Foto als die schönste Hommage an eine der Modeschöpferinnen, deren Name bis heute ein Begriff in der Modebranche ist und die Karl Lagerfeld nach ihrem Tod wieder in den Olymp der Houte Couture katapultierte – bis heute.

Man Ray, Tränen, 1933 (1959). Silbergelatineabzug, Museum Abteiberg Mönchengladbach. © Foto: Ruth Kaiser. © MAN RAY TRUST/Bildrecht, Wien, 2017/18.

Dennoch bleibt die Frage, wie es Man Ray schaffte, die Distanz zwischen seinen Fotomodellen zu wahren und sie im Charakter mit der Kamera festhalten zu können. Die Ästhetik zieht sich wie in ein roter Faden durch seine gesamten Arbeiten.

Als Emmanuel Radnitzky kam Man Ray 1890 in Philadelphia/USA auf die Welt. Er war das erste von vier Kindern russisch-jüdischer Eltern. 1912 wurde aus Radinitzky Ray und aus Emmanuel Man. 1913 verließ er sein Elternhaus und schloss sich der Künstlerkolonie in Ridgefield/New Jersey an und heiratete die belgische Dichterin Adon Lacroix. Mit Marcel Duchamp, den er 1915 kennenlernte, verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Die ging so weit, dass er 1921 nach Paris übersiedelt. Hier lernte er das Modell Kiki kennen, mit der er bis 1928 liiert war. In Paris versuchte er sich auch als Filmemacher. Mit dem Einmarsch der Nationalsozialisten 1940 in Frankreich zog er wieder in die USA und ging im selben Jahr nach Kalifornien, wo er Juliet Browner kennenlernte und sie in einer Doppelhochzeit mit Max Ernst und Dorothea Tanning heiratete.

Die Liebe zu seiner Wahlheimat Paris hat ihn nie los gelassen und 1951 zog er mit seiner Frau in ein Wohnatelier in der Rue Férou. Hier verstarb er 1976 im Alter von 86 Jahren.

Man Ray war einer jener seltenen Künstler, der sich beeinflussen ließ und seinen eigenen Stil fand. Davon kann man sich jetzt im Kunstforum Wien überzeugen.

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