Crossing Cultures. – Europäische und japanische Farbholzschnitte im Kunsthaus Kaufbeuren

20.12.2017 – 22.4.2018 | Kunsthaus Kaufbeuren

Tsuchiya Koitsu, Abendansicht vom See Sai, 1938. © Historisches und Völkerkundemuseum.

 

von Christian Corvin //

 

Die europäische Kunst der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert hat sich in rasender Geschwindigkeit entwickelt, verändert, geradezu neu erfunden. Doch nicht alles, was für europäische Betrachter neu aussah, war wirklich neu! Manches wurde auch importiert, man ließ sich gewissermaßen aus fernen Winkeln der Erde inspirieren. Das galt für die rituelle Kunst von der Osterinsel ebenso wie für zahllose Stilmittel aus dem asiatischen Raum, die allesamt europäische Künstler in ihrem Repertoire bereicherten. Aus dem asiatischen Raum waren es nicht nur die Chinoiserien, sondern ab Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich Japan der westlichen Kultur gegenüber öffnete, auch japanische Farbholzschnitte, die die Künstler in Europa faszinierten und zu eigenen Arbeiten anregten. Holzschnitte von Wassily Kandinsky, Franz Marc, Emil Orlik, Peter Behrens oder Ewald Mataré dürften vielen bekannt sein.

Weitaus weniger bekannt dürfte hier aber sein, dass es sich nicht lediglich um eine Aneignung eines Stils und einer Kunstrichtung handelte, sondern dass es eine beiderseitige Bereicherung mit gegenseitigen Einflüssen war. Denn auch japanische Künstler verfolgten mit Interesse, was ihre europäischen Kollegen mit ihrem Arbeitsgerät anfingen, und ließen sich ebenso inspirieren. Eine spannende Wechselbeziehung über viele Jahrzehnte entwickelte sich.

Für die kunstwissenschaftliche Forschung ist das nicht unbedingt neu, doch der bisherige Schwerpunkt der Untersuchungen bezog sich auf die Zeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das Kunsthaus Kaufbeuren hingegen konzentriert sich auf die Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit gab es eine Fülle von Werken aus Japan und aus Europa, deren gegenseitiger Einfluss unbestreitbar ist. Kawase Hasui, Tsukioka Kogyo, Tsuchiya Rakusan und Ito Shinsui sind nur einige der japanischen Künstler, die in Kaufbeuren gezeigt werden. Vermutlich werden sie bisher vielen unbekannt sein.

Insgesamt sind in Kaufbeuren gut 150 Werke von mehr als 40 Künstlern zu sehen. Zudem gibt es eine begleitende Publikation mit vielen Abbildungen und Textbeiträgen zur Thematik der wechselseitigen Einflüsse. Ein Rahmenprogramm mit Lesung, Musik und Film rundet das Angebot ab.

 

Crossing Cultures
20.12.2017 – 22.4.2018, Kunsthaus Kaufbeuren
Spitaltor 2, D-87600 Kaufbeuren
Tel.: +49-8341-8644
Di – Fr 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 1,50 – 5 €
www.kunsthaus-kaufbeuren.de

 

Text aus der kunst:art 59

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