Lange galten sie als Schädlinge, das Verhältnis der Menschen zu ihnen ist ambivalent zwischen Faszination und Phobie – doch seit das rege Brummen am sommerlichen Himmel zunehmend verklingt, intensiviert sich das Bewusstsein für das Insektensterben und für seinen verheerenden Einfluss auf das globale Ökosystem.
Im Museum Sinclair-Haus rücken nun 21 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler die Reflexion jener im Wandel begriffenen Mensch-Tier-Beziehung in den Fokus: Rosemarie Trockel beispielsweise kehrt in ihrem Video „à la Motte“ (1993) die Destruktion des Mottenlochs um, sodass die Motte das Loch zu schließen scheint; ein Verweis auf die produktiven Fähigkeiten der Insekten. Auf die Einzigartigkeit dieser Tiere weist auch der Japaner Akihiro Higuchi hin, der Insektenflügel unter dem Mikroskop bemalt. Direkte Interaktion erwartet den Rezipienten in der Installation „People on the Fly“ des Künstlerpaars Sommerer & Migonneau, die Vorbeigehende scannt und digital von einem Fliegenschwarm umringt. Weitere Künstler der Schau sind: Anita Albus, Mirko Baselgia, Bertozzi & Casoni, Lili Fischer, Esther Glück, Lea Grebe, Dominic Harris, Timo Kahlen, Claire Morgan, Maximilian Prüfer, Vroni Schwegler, Günther & Loredana Selichar, José María Sicilia und Gregor Törzs.
Gemeinsam spüren sie dem Szenario nach, das bereits Albert Einstein eindringlich skizzierte: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“
Flügelschlag. Insekten in der zeitgenössischen Kunst
7.7. – 13.10.2019
Museum Sinclair-Haus
Löwengasse 15, Eingang Dorotheenstr.
D-61348 Bad Homburg v. d. Höhe
Tel.: +49-6172-404120
Di 14 – 20 Uhr; Mi – Fr 14 – 19 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.museumsinclairhaus.de
Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Museum Sinclair-Haus
Erstveröffentlichung in kunst:art 69