Die kleine Hexe, der kleine Wassermann und das kleine Gespenst sind uns allen bekannt. Ganz besonders aber natürlich der Räuber Hotzenplotz, der gefährliche Kerl mit seinen Messern und der Pistole. Otfried Preußler (1923–2013) hat Millionen von Kindern unterhaltsame Stunden geschenkt, voller Spannung, vielleicht auch ein wenig Furcht, Bangen und Freuen mit Kasperl und Seppl und, das sei ausnahmsweise mal gestattet, ein wenig Schadenfreude, wenn der Räuber Hotzenplotz im Gefängnis landet.
Aber so lebendig diese Geschichten auch geschrieben sind, so sind es dann doch auch die Illustrationen, die das Bild abrunden und die Erinnerung noch lebendiger erscheinen lassen. Da ist der gefährlich, aber auch ein wenig gemütlich aussehende Räuber Hotzenplotz vom Illustrator F. J. Tripp, die lustig, aber auch leicht zerzaust aussehende kleine Hexe von der Zeichnerin Winnie Gebhardt und natürlich die holzschnitthaften Zeichnungen von Herbert Holzing, der damit dem Krabat Gestalt gab.
Der Illustrator F. J. Tripp (1915–1978) war an vielen noch heute bekannten Kinderbüchern beteiligt. So waren es seine Illustrationen, die Jim Knopf ein Gesicht gaben, und auch „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ wurde von ihm illustriert. Für Otfried Preußler verantwortete Tripp die drei Hotzenplotz-Bücher (ein viertes wurde bis 2018 nicht als Buch veröffentlicht) und „Das kleine Gespenst“.
Man könnte meinen, dass Otfried Preußlers Werk von der seit circa 2013 schwelenden Diskussion um rassistische Wörter in Kinderliteratur verschont geblieben wäre, handeln doch einige seiner Werke gerade auch von vermeintlichen Außenseitern, wie zum Beispiel der kleinen Hexe. Doch gerade an diesem Buch hat sich die Diskussion mit entzündet, da das damals übliche, heute glücklicherweise verbannte N-Wort im Text befand. Der Verlag wollte es ändern, die Familie Preußler war damit einverstanden, doch einigen konservativen Kommentatoren gefiel das nicht. Ein Streit, der unnötig war, doch bei einigen auch Positives bewirkt hat.
Denn tatsächlich behauptet niemand, dass Astrid Lindgren oder Otfried Preußler Rassisten gewesen seien, aber die Sprache war es damals eindeutig. Und noch heute verletzt das Leserinnen und Leser, ohne dass das die Absicht der Autoren gewesen wäre. Vermutlich wären sogar beide hier genannten darüber selbst am unglücklichsten!
Die Ausstellung in der Ludwiggalerie Oberhausen würdigt den Autor und seine Illustratoren: Die wunderbaren Bücher von Otfried Preußler, die auch heute noch mit gleicher Freude von Kindern gelesen werden wie schon vor fünfzig Jahren. Aber auch die Zeichnungen, deren Schöpfer meist im Hintergrund bleiben. Häufig sind sie es, die dafür sorgen, dass man auch nach Jahrzehnten noch ein Bild von einem Buch in Erinnerung hat, obwohl man das Buch schon fast vergessen hat.
Darüber hinaus kann man auch weitere Medien entdecken: Hörbücher, Filme, Theateraufführungen und sogar Spiele. Ein Höhepunkt sind sicherlich auch Originalzeichnungen von Preußler selbst, der diese für sein Werk „Hörbe“ angefertigt hat.
Otfried Preußler. Figurenschöpfer und Geschichtenerzähler
13.9.2020 – 10.1.2021
Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
D-46049 Oberhausen
Tel.: +49-208-4124928
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 4 €
www.ludwiggalerie.de
Text: Mathias Fritzsche
Bild: Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Erstveröffentlichung in kunst:art 75