Glauben Sie nicht, was Sie sehen! In seinem Konzept ist Thomas Ruff mindestens so sehr Hermeneutiker wie Künstler. Gerade als Fotograf weiß der prominente Vertreter der Düsseldorfer Schule, wovon er spricht. Denn kaum ein Weg führt eine Nachricht so direkt ins Bewusstsein der Menschen wie das scheinbar untrügliche Lichtbild. Was auf dem Foto erscheint, erscheint dem Betrachter fast „wie mit eigenen Augen gesehen“. Doch steckt hinter der scheinbaren Sicherheit eine große Gelegenheit zur Täuschung.
Die Kunstsammlung NRW K20 zeigt das in Düsseldorf anhand mehrerer Serien von Thomas Ruff. Dabei fotografiert er hier nicht selbst. Seine Arbeit besteht in der Bearbeitung vorhandener Aufnahmen. Und die geschieht auf allen Kanälen, die mit Bildern Botschaften verbreiten. Von besonderer Tragweite sind hier Regierungen, die sich die manipulative Kraft des fotografischen Bildes gern dienstbar machen. China mit seiner für wenig Vorbehalte gegenüber Einflussnahme bekannten Regierung verhandelt Ruff in der Serie „tableaux chinois“. Chinesische Propagandabilder sind hier einer weiteren Bearbeitung unterzogen worden, die teils offen sichtbar ist, teils sublim durch über-perfekt glänzende Bilder erkennbar wird. In jedem Falle machen sie durch ihre zweifelhafte Glaubwürdigkeit den Blick des Betrachters kritischer. Auch mit Fotos der NASA vom Mars oder mit Pornografie aus dem Internet und weiteren Serien belegt Ruff in gleicher Weise seine Feststellung: „Ein Foto ist ja nicht nur ein Foto, sondern eine Behauptung.“
Thomas Ruff
12.9.2020 – 7.2.2021
Kunstsammlung NRW K20
Grabbeplatz 5
D-40213 Düsseldorf
Tel.: +49-211-8381204
Di – Fr 10 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 18 €, erm. 14 €
www.kunstsammlung.de
Text: Jan Bykowski
Bild: Kunstsammlung NRW K20
Erstveröffentlichung in kunst:art 75
