Als Zeitungsmacher hatte Charles Philipon einen langen Atem: Der Gründer der Wochenzeitschrift „La Caricature“ sah sich mit zwanzig Beschlagnahmungen, sechs Prozessen, drei Verurteilungen und nicht unerheblichen Geldstrafen und Kautionsforderungen konfrontiert. Die antimonarchistische, deutliche und scharfe Satire gab die Regierung dank der Kraft der Bilder der Lächerlichkeit preis. Auch deshalb wurde mit dem Verleger auch gleich der Karikaturist Honoré Daumier verurteilt. Dabei erreichte die 1830 gegründete Wochenzeitschrift gerade mal 1.000 Abonnenten und war gar nicht in den Kiosken erhältlich. Für den Karikaturisten war es jedoch der Beginn einer Karriere, die ihn zu einem der bedeutendsten seiner Epoche werden ließ: In über 4.000 Lithografien lässt sich bis heute die Kulturgeschichte Frankreichs in einem satirischen Blickwinkel nachvollziehen.
Die Sammlung des Museums für Karikatur und Zeichenkunst bewahrt einen großen Bestand an Lithografien des Karikaturisten auf und zeigt in der Ausstellung 100 ausgewählte Blätter. Darunter sind Werke aus der Schenkung einer Privatsammlung mit dem Schwerpunkt Justiz, die 2017 erfolgte und die Sammlung substanziell erweiterte. Es ist ein Teil seines karikaturistischen Werks, das in ein großes Œuvre eingebunden ist: Denn Honoré Daumier gehörte im Gegensatz zu vielen anderen Karikaturisten der künstlerischen Avantgarde seiner Zeit an, deren provokante Malweise beim bürgerlichen Publikum – den Abonnenten von Charles Philipon – noch keinen wertschätzenden Anklang fand.
Honoré Daumier. Bürgerliche Idyllen
bis zum 23.1.2022
Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Georgengarten 1
D-30167 Hannover
Tel.: +49-511-16999911
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.karikatur-museum.de
Text: Karolina Wrobel
Bild: Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Erstveröffentlichung in kunst:art 82