Wenn sich jemand erkundigt, wie man sich mit Kunst vertraut macht, dann gibt es diesen einen einfachen Rat, der allgegenwärtig zutreffend ist: Man muss sich viel Kunst anschauen! Durch die Beschäftigung schärft sich einerseits der Blick, man lernt Kunst zu sehen und zu schätzen. Andererseits weitet sich auch der Horizont, da man mit vielen Themen konfrontiert wird, die man möglicherweise so vorher noch nicht betrachtet hat. Und man lernt Dinge anders zu betrachten, ein Stück weit durch die Augen des Künstlers. Und genau hier kommt die Ausstellung „Blickwechsel“ in der Kunststation Kleinsassen ins Spiel.
Die Kunststation hat Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die in Deutschland leben und arbeiten, aber ursprünglich aus dem Nahen und Mittleren Osten stammen. Ihre Biografien sind unterschiedlich: Einige sind vor Krieg und Gewalt geflohen, andere sind um des Kunststudiums willen nach Deutschland gereist. Sie haben erst in ihrer Heimat Kunst studiert und dann in ihrer Wahlheimat ein weiteres Kunststudium absolviert. Traditionen, Erfahrungen, Farben und Materialien aus einer uns fremden Welt mischen sich mit den unseren und ergeben ganz neue, bereichernde Anstöße. Man ist versucht die Kunstwerke zu interpretieren: Ist es Sehnsucht nach der ursprünglichen Heimat? Oder Unzufriedenheit mit der neuen Heimat? Liest man Lebensfreude oder Verlust und Angst aus der Kunst heraus? Das mag sein, doch da wir ungewohnten Kompositionen entgegentreten, ist die Gefahr der Fehlinterpretation groß!
Blickwechsel
4.12.2022 – 26.2.2023
Kunststation Kleinsassen
An der Milseburg 2
D-36145 Hofbieber-Kleinsassen
Tel.: +49-6657-8002
Do – So 13 – 17 Uhr
www.kunststation-kleinsassen.de
Text: Christian Corvin
Bild: Kunststation Kleinsassen
Erstveröffentlichung in kunst:art 88
