![Ferdinand Hart Nibbrig, Auf den Dünen in Zandvoort, 1892](https://www.kunst-mag.de/wp-content/uploads/2024/07/Seite_08-678x381.jpg)
Wie ein frischer Wind …
Wie ein frischer Wind, so beschreibt es der Text des Museums, war für viele Künstler der aufkommende Impressionismus. Die Natur, das sichtbare Wetter, Vergnügen in der freien Landschaft, all das war neu und begeisterte die aufgeschlossenen unter den Betrachtern. Begünstigt von den neuen Ölfarben in der Tube war es seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch möglich, mit Staffelei, Pinsel und Palette in die freie Natur zu gehen und unmittelbar das zu malen, was man tatsächlich sah. Dieser Stil, aus Frankreich kommend, breitete sich schnell aus, so auch im nordischen Raum von den Niederlanden bis hoch nach Skandinavien.
Es sind dann auch Künstler aus den Niederlanden, aus Deutschland und aus Dänemark, die die Ausstellung im Museum Kunst der Westküste zeigt, darunter Namen wie Anna Ancher, Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt. Insgesamt sind es mehr als achtzig Gemälde und Ölstudien aus unterschiedlichen Situationen und Orten heraus, die man zu sehen bekommt. Unter ihnen auch von Max Liebermann „Reiter und Reiterin am Strande nach links“ (1902) und Karl Hagemeisters „Weißer Mohn“ (1881).
Der Impressionismus im Norden ist nicht identisch mit dem französischen Impressionismus. Natürlich unterscheiden sich die Natur und das Wetter im Norden von denen in Frankreich, auch das Licht ist ein anderes. Doch auch die Stimmung der Menschen, die Kultur und, auch nicht zu vernachlässigen, die Religion unterscheiden sich. Es wird eines der Ziele der Ausstellung sein, die Merkmale des „nordischen Impressionismus“ aufzuzeigen und diese vom französischen Impressionismus zu unterscheiden. Dazu sollen zuerst die Gemeinsamkeiten der ausgestellten Künstler herausgearbeitet werden.
Das Museum Kunst der Westküste gibt es jetzt seit fünfzehn Jahren und dieses Jubiläum soll auch mit dieser Ausstellung gefeiert werden. Vor fünfzehn Jahren war das Museum ein ambitioniertes Projekt, von dem keinesfalls klar war, dass es erfolgreich sein wird. Das Museum und die Stiftung waren auch ein Dank des Unternehmers Frederik Paulsen an Alkersum/Föhr, weil seine Familie aus dem Ort stammt und er der entlegenen Insel etwas zurückgeben wollte. Inzwischen ist das Museum aus Norddeutschland kaum noch wegzudenken. Es hat sich wunderbar in die Museenlandschaft zwischen den Hamburger Museen und dem Nolde Museum in Seebüll eingefügt. Gerade außerhalb des Sommers, beispielsweise im März und April, lässt sich der oben erwähnte frische Wind besonders gut erfahren.
Die Ausstellung „Frischer Wind – Impressionismus im Norden“ kommt aus dem niederländischen Museum Singer Laren und wandert anschließend weiter nach Hannover, wo sie im Landesmuseum von November 2024 bis Mai 2025 zu sehen sein wird. Alle drei Museen haben die Ausstellung gemeinsam konzipiert. Ein gemeinsamer Katalog ist ebenfalls erhältlich.
Christian Corvin lebt und arbeitet als freier Autor im Rheinland.
Frischer Wind. Impressionismus im Norden
9.6. – 3.11.2024
Museum Kunst der Westküste
Hauptstr. 1
D-25938 Alkersum/Föhr
Tel.: +49-4681-747400
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 5 €
www.mkdw.de
Text: Christian Corvin
Bild: Museum Kunst der Westküste
Erstveröffentlichung in kunst:art 97