Wutentfacht
Seit dem 17. August 2012, als Pussy Riot in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau das „Punk-Gebet“ zur Mutter Gottes sang und betete, um ihre Ablehnung der diktatorischen Politik Wladimir Putins und seiner Zusammenarbeit mit der orthodoxen Kirche zu demonstrieren, ist nichts mehr, wie es war. Nadeschda Andrejewna „Nadya“ Tolokonnikova, Mitbegründerin von Pussy Riot, einer weltweiten feministischen Protest-Kunstbewegung, wurde zu einer Gefängnisstrafe von fast zwei Jahren verurteilt. Sie hatte zu dieser Zeit ein kleines Kind.
Diese Ausstellung im OK in Linz präsentiert uns eine wertvolle Gelegenheit, ein tieferes Verständnis ihrer Analysen der Macht und ihres Missbrauchs, sowohl im weltlichen als auch im geistlichen Bereich, zu erlangen. Neben dokumentarischem Material unterschiedlicher Pussy-Riot-Aktionen wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Aktion „Putins Asche“ aus dem Jahr 2022 gelegt, die in der Weite der amerikanischen Wüste stattfand. Zwölf Frauen kamen zusammen, um die Jungfrau Maria anzurufen und sie um Hilfe zu bitten, Russland und die Welt von Putin zu befreien. Zwölf Frauen, entsprechend der Zahl der Apostel Jesu, verdeutlichten die patriarchalische Ausrichtung sowohl des Christentums als auch der Politik, wie sie derzeit praktiziert wird. Kann es ein Zufall sein, dass Nadya Tolokonnikovas visuelle Kunst zur gleichen Zeit gezeigt wird wie die „Lieblingsbilder“ des Diktators Hitler im Linzer Lentos Kunstmuseum? Eine Chance, über weltliche Machenschaften ebenso nachzudenken wie über himmlische.
Rage. Nadya Tolokonnikova. Pussy Riot
21.6. – 20.10.2024
OK Linz
OK Platz 1
A-4020 Linz
Tel.: +43-732-772052500
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 3 – 6 €
www.ooekultur.at
Text: Dr. Renée Gadsden
Bild: OK Linz
Erstveröffentlichung in kunst:art 98
