Eine Hymne an die Schönheit
Zu den größten Schätzen des Landesmuseums in Hannover gehört der vierteilige „Tageszeitenzyklus“
von Caspar David Friedrich. Entstanden zwischen 1821 und 1822, bilden die vier nur 34 x 46 cm großen
Tableaus eine einmalige Einsicht in die Vorstellungskraft dieses großen Künstlers der Romantik. Die vier
Landschaften stellen eine ideale Ansicht – möglicherweise aus dem Harz oder aus dem Riesengebirge –
dar, die der Maler nicht vor Ort, sondern in seinem Atelier malte. Der Morgen zeigt einen einsamen
Fischer (in seinem Boot) in einem schilfbewachsenen Weiher, während die Sonne hinter dem Berg den
anbrechenden Tag illuminiert und die wunderbar gemalten Nebelschwaden langsam vertreibt. Der Mittag
bringt zwei Wanderer, die über einen sandigen Weg gehen, wobei sich einer dem Betrachter nähert, der
andere dagegen entfernt. Am Nachmittag zieht ein Bauer sein Pferdegespann mit dem geernteten Korn
nach Hause, während am Himmel die ersten rötlichen Farbtöne den beginnenden Abend ankündigen. Im
vierten Bild geht die Sonne schon unter, die zwei Wanderer scheinen dem westlich liegenden Weg zu
folgen …
Damit ist dieser Tageszeitenzyklus – inmitten anderer Leihgaben und Bilder des Hannoverschen
Landesmuseums – fast so etwas wie ein romantischer Comic. Natürlich kann man sich fragen, warum
gerade Fischer und Bauer die Protagonisten des kommenden und des endenden Tages sind und was
jene zwei Wanderer sich mitzuteilen haben oder was sie zusammengeführt hatte … Vor allem aber ging
es Caspar David Friedrich um eine Hymne an die Schönheit der Natur.
Tageszeiten. Caspar David Friedrich in Hannover
16.6.2024 – 2.2.2025
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5
D-30169 Hannover
Tel.: +49-511-9807686
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 8 €
www.landesmuseum-hannover.de
Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Erstveröffentlichung in kunst:art 98