Zeitlose Stille
Der wohl bekannteste lettische Künstler der Gegenwart wird schon seit Längerem vertreten von der Hamburger Galerie Vera Munro. Seine aktuelle Soloschau dort ist schon die fünfte in den Ausstellungsräumen im Stadtteil Eppendorf, sie knüpft unmittelbar an die Präsentation im Frühling vor zwei Jahren an. Der 1981 in Riga geborene Künstler – er studierte in seiner Geburtsstadt, dann in Manchester und schließlich in Paris – pflegt eine eigentümliche Ausprägung der figürlichen Malerei, für die man in gewisser Hinsicht den Begriff Fotorealismus verwenden könnte, wäre damit nicht Schärfe und Präzision verbunden. Nein, Avotiņš‘ Gemälde lassen eher an die irgendwie traumverlorene Unschärfe der ganz frühen Fotografie denken, deren Straßenszenen ja zumeist seltsam menschenleer sind, die wenigen Passanten reduziert auf verwischte Schemen.
Ein auf den ersten Blick müder, aber, schaut man genauer hin, sehr raffiniert durchmodulierter Sepiaton liegt über diesen gar nicht besonders großen Gemälden, die nichtsdestotrotz überaus intensive Wirkung entfalten: Eine zeitlose, gewissermaßen durchdringende Stille geht von ihnen aus. Suchte man einen historischen Vergleich aus der Malerei, so könnte das der Däne Vilhelm Hammershoi sein, dessen Interieurs um 1900 herum ja gleichfalls wie aus aller Zeit gefallen scheinen (und die gleiche Liebe zu feinsten Grauabstufungen zeigen). Kaum postkartengroße Papierarbeiten, imaginären Filmstills ähnelnd, entfalten das Thema weiter.
Jānis Avotinš. New Works
7.5. – 30.8.2025
Galerie Vera Munro
Heilwigstr. 64
D-20249 Hamburg
Tel.: +49-40-474746
Di – Fr 10 – 18 Uhr, Sa 11 – 14 Uhr
Eintritt frei
www.veramunro.com
