
Neues und Bekanntes
Eigentlich sollte es sich doch schon längst herumgesprochen haben, dass die Kunst der ehemaligen DDR keineswegs nur aus parteifrommen Darstellungen von Traktoristen und deutsch-sowjetischen Waffenbrüdern bestand: Jedenfalls könnte man im Titel der Ausstellung in der Kunstsammlung Jena „So viel Silber im Grau. Kunst aus der DDR“ fast eine kleine Entschuldigung heraushören. Denn tatsächlich gab es neben der offiziösen Staatskunst eine durchaus lebendige und vielfältige unabhängige Kunstszene im anderen deutschen Staat und selbst (wenn auch mit Widerspruch) anerkannte Künstler wie etwa der große Werner Tübke (oder auch Wolfgang Mattheuer) sind von faszinierender, flirrender Vieldeutigkeit. Also, nicht nur bescheiden silbrig, sondern durchaus bunt!
Die Kunstsammlung Jena ist bis heute unübersehbar Produkt der Bedingungen der DDR: Der Fokus damals lag entsprechend nicht auf internationalen Erwerbungen, sondern auf regionalen. Je länger aber der Zeitabstand zur Wende, umso wichtiger der Fokus auf die Kunst der DDR (sie macht etwa ein Drittel der Bestände aus) und die Erforschung ihrer spezifischen Geschichte: in den Kontrasten zum Westen, aber auch den Analogien. Malerei, Zeichnung, Grafik und Plastik sind in der Schau vertreten. DDR-typisch die oft enge Verbindung der freien und angewandten Gestaltung, abgesehen von der Prominenz natürlich der Druckkunst, die eine willkommene Nische für die wenigen Privatverkäufe und -sammler offerierte.
So viel Silber im Grau. Kunst aus der DDR
23.8. – 16.11.2025
Kunstsammlung Jena
Markt 7
D-07743 Jena
Tel.: +49-3641-498261
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 3 €
www.kunstsammlung-jena.de
