Der synergetische Effekt fünf amerikanischer Nachkriegskünstler

3.10.2025 – 11.1.2026 Museum Ludwig

Robert Rauschenberg, Bed, 1955

The Power of Love

Mit der von Yilmaz Dziewior, Achim Hochdörfer und Arthur Fink kuratierten Ausstellung Fünf Freunde bewahrheitet sich einmal mehr im aristotelischen Sinne, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. So sind die präsentierten Künstler John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly, welche maßgeblich die Kunstwelt der Nachkriegszeit beeinflusst haben, als Einzelpositionen gleichermaßen bekannt wie erfolgreich, doch wie einflussreich ihre Beziehungen zueinander und katalytischen Einflüsse für ihr Leben und Wirken waren, ist bis dato kaum untersucht.

Zum einen beleuchtet die Schau die formellen wie materiellen Berührungspunkte, die sich zwischen ihren Zeichnungen, Gemälden, Skulpturen, Partituren und Choreografien ausmachen lassen.

Spannender und innovativer ist jedoch der zum anderen gesetzte Fokus auf die Ähnlichkeiten ihrer kulturellen, intellektuellen wie politischen Visionen und Lebensweisen. Durch Kodierungen und Verhüllungen – alle fünf Künstler waren schwul, was in den USA der 1950er-Jahre strengstens verboten war – finden sie eine Kommunikationsebene, die gleichermaßen als Schutzmaßnahme gegen Denunziation wie als künstlerische Strategie gedacht werden kann.

Explizit setzt man sich nun mit der Homosexualität der Künstler auseinander. Legitim, vielleicht längst überfällig – war ihre Sexualität schließlich Teil ihres Lebens und mitunter sicherlich auch kreative Triebfeder. ‘Ohne Kontext keine Deutung’ gilt schließlich nicht allein für Hetero-Künstler, deren Biografien inklusive sexueller Orientierung seit jeher ungeniert eine Rolle im Deutungs- und Ausstellungskontext spielen durften. Dieser retrospektive Blick sollte im 21. Jahrhundert selbstverständlich möglich sein und ist mehr als erfrischend.

Nicht allein um die Kunstwerke – wenngleich etwa Jasper Johns Flaggen- und Zielscheibenbilder legendär sind –, sondern um diejenigen, die diese teils ikonischen und die Welt der Kunst, des Tanzes und der Musik so fulminant prägenden Werke erschaffen haben, soll es gehen. Kontextualisierung auf hohem Niveau. Denn es wird alsbald klar, dass ihr Leben stets ein Balanceakt zwischen prominentem sowie anerkanntem Künstlertum und gleichzeitigem Versteckspiel im Privatleben war.

Während das Kölner Museum Ludwig einen beachtlichen Teil an Hauptwerken von Robert Rauschenberg und Jasper Johns beherbergt, verfügt das Münchner Museum Brandhorst, in welchem die Schau zuvor zu sehen war, über die umfangreichste europäische Sammlung an Werken von Cy Twombly.

Der Einblick in die Emergenz dieses kollaborativen Netzwerkes, das durch Freundschaft, wechselnde romantische Konstellationen untereinander und kreatives Schaffen geprägt war, wird anhand von rund 150 Werken aus drei Jahrzehnten, die teilweise in denselben Ateliers entstanden sind, ermöglicht. Dank der teilweise erstmals im musealen Rahmen repräsentierten Partituren, Requisiten und Kostüme, Fotografien und Archivalien können die Schlüsselwerke der modernen und vor allem queeren Kunstgeschichte nun neu und vor allem ganzheitlich betrachtet werden.

Dr. Denise Susnja hat über künstlerische Polaroid-Fotografie promoviert.

Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly
3.10.2025 – 11.1.2026
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
D-50667 Köln
Tel.: +49-221-22126165
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 7,50 €
www.museum-ludwig.de

Text: Dr. Denise Susnja
Bild: Museum Ludwig
Erstveröffentlichung in kunst:art 105